Mannheim. Die 48 Stadträte für die kommenden fünf Jahre sind gewählt. Gestern Nachmittag stand nach Feinauszählung und Nachprüfung der Stimmzettel fest, wer den Sprung in den Gemeinderat geschafft hat. Hier wird die SPD künftig wie 2004 mit 16 Sitzen vertreten sein, die CDU verliert vier Mandate und kommt auf 15.
Strahlende Gesichter bei den Grünen und der FDP, beide Parteien legen kräftig zu. Acht Stadträte statt bisher fünf bilden nun nach der Auszählung der kumulierten und panaschierten Stimmen die Grünen-Fraktion. Die Liberalen verdoppeln sogar ihre Anzahl auf vier und erreichen damit Fraktionsstärke. Mit zwei Bewerbern schickt die Linke ebenfalls doppelt so viele Vertreter in den neuen Gemeinderat wie 2004. Neben der CDU gehört die Mannheimer Liste zu den großen Verlierern der Kommunalwahl vom vergangenen Sonntag. Die ML muss einen Sitz abgeben und verfügt jetzt nur noch über drei Stadträte.
So liegen Freud“ und Leid eng beisammen. „Wir haben unser Minimalziel erreicht und sind noch mit einem blauen Auge davongekommen“, meint CDU-Spitzenkandidat Carsten Südmersen. Die CDU werde weiterhin eine wichtige Rolle in der Stadt spielen. „Außerdem freue ich mich auf unsere neue, junge Riege in der Fraktion“, sagt Südmersen. „Ich bin natürlich sehr enttäuscht, dass wir so viel verloren haben“, erklärt Steffen Ratzel, ein Neu-Stadtrat der CDU. Auf der anderen Seite sei er jedoch glücklich, den vierten Platz auf der Liste gehalten zu haben. „So kann ich für Mannheim viel erreichen.“ Gerade seine guten Kontakte zur Landesregierung will er dafür nutzen, „um inhaltlich zu arbeiten und mich nicht nur auf Festen und Plakaten blicken zu lassen“.
„Keine Euphorie“ herrscht über 30 Prozent bei Dr. Stefan Fulst-Blei, aber der Spitzenmann der Sozialdemokraten ist „zufrieden“. Als stärkste Fraktion trage die SPD jetzt eine besondere Verantwortung. Und die müssten auch künftig trotz links-bürgerlicher Mehrheit im neuen Gemeinderat die beiden großen Parteien angesichts einer dramatischen Finanzlage schultern. „Gigantisch“, so die Reaktion von Helen Heberer, die bei den Genossen durch kräftiges Stimmensammeln vom letzten Listenplatz 48 auf zehn hochschnellte. „Das ist eine große Anerkennung meiner Arbeit“, meint die Stadträtin und Landtagsabgeordnete.
Ungetrübte Freude herrschte dagegen bei Grünen und FDP. „So macht Politik Spaß“, freut sich Wolfgang Raufelder (Grüne). Mit acht Mandaten könne die ökologisch-soziale Richtung der Partei jetzt noch stärker in Mannheim eingebracht werden, die kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre habe sich ausgezahlt. „Das Ergebnis zeigt, dass die Bürger nicht nur in Berlin, sondern auch in Mannheim das Ende der Großen Koalition wollen“, betont Vorstandsprecher und neues Gemeinderatsmitglied Dirk Grunert. „Die beiden großen Parteien müssen uns jetzt endlich wahrnehmen“, da ist sich Raufelder sicher.
Jubel bei der FDP: „Ziel voll erreicht, mehr war ja eigentlich gar nicht vorstellbar“, strahlt die Kreisvorsitzende und Neu-Stadträtin Dr. Birgit Reinemund. Eine liberale Fraktion, das eröffne ganz neue Optionen in der Kommunalpolitik. „Jetzt werden wir auch bei den Elefantenrunden beim Oberbürgermeister eingeladen – und sind in den Fachausschüssen und Aufsichtsräten stärker vertreten“, sieht Birgit Reinemund die Chance, künftig viel mehr bei den Entscheidungen in Mannheim mitmischen zu können.
„Wir sind so weit zufrieden, hatten uns allerdings mehr erhofft“, kommentiert Stadtrat Dr. Achim Weizel das Abschneiden seiner Mannheimer Liste. Die ML akzeptiere ohne Groll den Wählerwillen und werde mit der eingespielten Mannschaft weiterarbeiten. Ganz so gelassen reagiert ML-Vorsitzender Holger Schmid nicht: „Eine linke Mehrheit! Das Wahlergebnis ist eine absolute Katastrophe für Mannheim.“ Er befürchtet, dass nun Schulden gemacht und Steuern erhöht werden.