Wird Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz im Dezember einen Haushaltsentwurf vorlegen, in dem der geplante Umbau der Südtangente bis 2013 durchfinanziert ist oder wird das Vorhaben wegen der Finanzkrise auf Eis gelegt und Mannheim 21, das neue Stadtquartier am Hauptbahnhof, ein zweites Mal verschoben? Kurz“ Büroleiter Siegfried Raatz konnte dies gestern für seinen Chef, der gerade Herbstferien macht, nicht beantworten: „Wir prüfen, ob wir Mannheim 21 in eine städtische Gesellschaft verlagern können.“ Ziel sei dabei, Mannheim 21 wie geplant weiter voranzutreiben.
64 Millionen Gesamtkosten
Dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) des Gemeinderats liegt ein Bebauungsplan über das für die Stadt mit 64 Millionen Euro zu Buche schlagende Projekt zur Abstimmung vor. „Wenn etwas Priorität hat, dann die Verlegung der Südtangente“, meinte Kämmerer Christian Specht dazu auf Nachfrage. Der Schlüssel für alle weiteren Baumaßnahmen auf dem Areal südlich des Hauptbahnhofs (Bahninsel) sei die alleine mit rund 20 Millionen Euro veranschlagte Verlegung der Südtangente vom Hanns-Glückstein-Platz unmittelbar an die Bahn-Gleise heran, die Ausfallstraße soll – so die bisherigen Planungen – bis 2013 sechsspurig vom Victoria-Turm in gerader Linie in den Fahrlachtunnel führen und künftig die neue Mannheimer „Stadtkante“ bilden.
Klaus Elliger, Chef des Rathaus-Fachbereichs Städtebau: „Wir haben in dem Rahmenplan alle Details für das Projekt noch einmal überarbeitet.“ Entlang der neuen Südtangente sollen demnach eine Reihe von Bürohäusern entstehen, an deren Rückseite verläuft dann eine Quartiersstraße mit Wohngebäuden auf der Seite des Platzes am heutigen Rande des Lindenhofs.
Doch die Umbaupläne unterliegen letzten Endes der Finanzhoheit des Gemeinderats. Für Carsten Südmersen, Chef der CDU-Fraktion, und Holger Schmid von der Mannheimer Liste hat Mannheim 21 „allerhöchste Priorität“, speziell der Umbau der Südtangente sei quasi „ein laufendes Vorhaben“ und müsse weitergeführt werden. Für die FDP bezweifelt dagegen Stadtrat Volker Beisel, ob das neue Stadtquartier derzeit überhaupt Investoren anziehen könne: „Eine Verschiebung des Projektes ist wahrscheinlich keine schlechte Idee“ und müsste nicht bedeuten, den neuen Stadtteil endgültig zu „beerdigen“.
Wolfgang Raufelder, Fraktionschef der Grünen, meint, dass „der Oberbürgermeister finanziell mit dem Rücken zur Wand steht“ und „natürlich an den noch nicht begonnenen Baumaßnahmen am einfachsten sparen kann“. Bedauerlich wäre eine Verschiebung für die Grünen dennoch, Mannheim 21 sei „klassische grüne Stadtentwicklungspolitik“. Nicht festlegen will sich Thomas Trüper von der Linkspartei, Kindergärten, Krippen und Schulen hätten aber „erste Priorität“. „Wir haben immer gesagt, an der Bildung sparen wir nicht“, so SPD-Stadtrat Ralf Eisenhauer. „Mannheim 21 hat nichts mit Bildung zu tun“, macht der Sozialdemokrat klar. Der finanzielle Druck sei aufgrund der Wirtschaftskrise und der zusätzlichen Belastungen, die von der schwarz-gelben Bundesregierung zu erwarten seien, „für Mannheim jetzt riesig groß.“