Geht er nun oder nicht? Völlig überrascht von den Gerüchten um Professor Dr. Alfried Wieczorek, zeigten sich gestern die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien, und aus den Reiss-Engelhorn-Museen drang die Kunde: Es herrscht Verstimmung in der Chefetage. Der „MM“ hatte am Samstag berichtet, dass Köln seine Fühler ausstreckt hat, und der rem-Generaldirektor als Leiter eines neuen Museumsverbundes in der Domstadt gehandelt wird.
Noch sei alles offen, habe Wieczorek keine Entscheidung gefällt, berichten rem-Insider, die aber auch von Konflikten wissen. Immerhin habe der rem-Chef auf intensives Drängen des Gemeinderates und der Rathaus-Spitze 2008 ein attraktives Angebot aus Hildesheim abgelehnt. Nach dem Rückzieher in letzter Sekunde seien die Versprechungen, die man dem vielbegehrten Kulturmanager gegeben hatte, bisher nicht eingelöst worden. Wieczorek hatte die Bedingung gestellt, ihm als Generaldirektor zwei Direktoren zur Seite zu stellen und die entsprechenden Mittel für eine Sechser-Führungsriege zu bewilligen. Kulturbürgermeister Michael Grötsch sei zwar bemüht gewesen, in einem Vertrag alle Wieczorek-Wünsche zu befriedigen, doch bis heute sei dieser Pakt nicht besiegelt. Wieczorek, so die Informationen weiter, habe zurückgehuft. Solange er nicht wisse, wo die Mittel herkommen, und sicher gestellt sei, dass die Gelder nicht aus der Museumskasse gegriffen werden, solange auch die Zusage nicht erfüllt sei, dass die ganze Führungsriege wie vereinbart gut bestallt werde, wolle er einen Vertrag nicht unterzeichnen, der nur seinen eigenen Vorteil abdeckt.
Eine ehrenwerte Einstellung, die CDU will den Super-Wieczorek denn auch unbedingt halten. „Alles muss getan werden, wir lassen so eine Koryphäe nicht ziehen!“, fordert Fraktions-Chef Carsten Südmersen. Dass er viel bewegt hat in Mannheim, die Reiss-Museen europaweit in der ersten Liga postioniert hat, bleibt auch von den anderen Fraktionschefs unbestritten. Dr. Stefan Fulst-Blei von der SPD sieht, dass Wieczorek der ideale Mann ist, um als Kulturhauptstadt 2020 durchzustarten. Die Einhaltung der Verträge sei nun „operatives Geschäft.“ Aber noch was draufzulegen, „ist in jetziger Situation nicht drin“.
Ähnlich ordnen Volker Beisel (FDP) und Wolfgang Raufelder (Grüne) den Casus Wieczorek ein. Alles Zugesagte müsse umgesetzt werden. Aber wenn der rem-Kapitän dann immer noch von Bord gehen und in Köln anheuern wolle, sei die Sache ausgereizt: „Reisende soll man nicht aufhalten!“