Wo drückt die der Schuh und was gibt es Positives auf der Rheinau? Das wollten der Fraktionsvorsitzende Volker Beisel, die Bundestagsabgeordnete Dr. Birgit Reinemund, Stadträtin Dr. Elke Wormer und weitere FDP-Mitglieder wissen während einer Informationstour durch den Stadtteil wissen.
Michelle Bogdanov und Petra Hoffmann informierten über das Gemeinwesenprojekt Durlacher Straße im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Die soziale Stadt“, das die Diakonie in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Städtebau, Abteilung Stadterneuerung, und der GBG-Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH durchführt. Das Projekt, das 1999 startete, wird Ende diesen Jahres auslaufen.
Mieter ergreifen Initiative
Neben der Sanierung und Modernisierung der GBG-Wohnanlage mit insgesamt 208 Sozialmietwohnungen, in der zurzeit etwa 680 Menschen aus 18 verschiedenen Nationen wohnen, beinhaltet das Projekt als begleitende Maßnahmen: Einzelberatung, wozu eine spezielle Schuldnerberatung gehört, pädagogische Gruppenangebote wie Hausaufgabenhilfe und gemeinwesenorientierte Projektarbeit wie die Mieterinitiative Durlacher Straße, über die Walter Strasser berichtete.
Seit mehr als einem Jahr ist in den Räumen des Projekts auch der Caritasverband aktiv mit Schwerpunkt Migrationsarbeit, vorgestellt von Susanne Bachmann. Michelle Bogdanov erklärte: „Es wäre eine ganz große Katastrophe, wenn hier das Licht ausgeht“. Stadträtin Wormer versprach, „sich einzusetzen, dass das Projekt weitergeht“.
Die JobBörse in der Relaisstraße ist eine von neun JobBörsen in Mannheim. Träger ist ebenfalls die Diakonie. Geschäftsführer Uwe Lucht und seine Mitarbeiterinnen, Susanne Krause, Helga Morawek und Petra Ries, sowie ein ARGE-Mitarbeiter kümmern sich um die Arbeitsvermittlung im schwierigen Personenkreis Arbeitslosengeld II. Im Oktober ist es gelungen, 20 von 104 Arbeitssuchenden in Stellen auf der Rheinau und in Neckarau zu vermitteln. Auf die Frage von Stadtrat Beisel, wie die Stadträte die erfolgreiche Arbeit unterstützen können, antwortete Lucht, indem der Gemeinderat das Angebot der JobBörse, das grundsätzlich für alle Bürger da ist, obwohl weder von der Stadt noch von der ARGE finanziert, in breiter Masse bekannt macht.
Der Vorsitzende des Rheinauer Gewerbevereins, Rolf Dieter, sprach sich gegen die Ansiedlung eines Lidl-Marktes beim Sportgelände am Ende der Relaistrasse aus. Angesichts der schwierigen Situation des Gewerbes auf der Rheinau, sei es besser, Lidl im Stadtteil zu lassen. Zwei ehemalige, 1200 beziehungsweise 1400 Quadratmeter große Tankstellen eigneten sich gut für den Discounter. Sie würden dann auch „große Zugeständnisse machen bei den Parkplätzen“. Der BDS-Ehrenvorsitzende, Klaus Schäfer, betonte: „Wir brauchen einen Frequenzbringer, um den kompakten, bis zur JobBörse reichenden 500 bis 800 Meter umfassenden und Einkaufskern auf der 2,2 Kilometer langen Relaisstraße zu erhalten.“
Gefragt nach den Wünschen erklärte er: „Eine Agenda-Gruppe unter Einbeziehung des Gewerbes, bestehend aus Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen der Diakonie, des Caritasverbandes und der JobBörse, die zusammen arbeiten und das beste Konzept für den Stadtteil entwickelt“. Dazu gehöre der Bezirksbeirat, der noch besser mit Mitteln ausgestattet werden müsse.
Seit 1. November gibt es auf der Rheinau einen neuen Leiter des Polizeipostens: Bernd Münch berichtete, dass die Straftaten seit Jahren zurückgehen: 2009 habe es bisher knapp 700 Straftaten gegeben, 2005 waren es knapp 1000. Darunter seien 2009 bislang 21 Wohnungseinbrüche in dem relativ großen Gebiet Rheinau mit Rheinau-Süd, Spohrwörth und Casterferld sowie knapp 100 Gewaltdelikte, davon etwas mehr als ein Drittel gefährliche Körperverletzungen. Auf die Frage von Stadtrat Beisel, was Politik tun kann für die Sicherheit, antwortete er „investieren in Bildung und in gemeinnützige Projekte, dann werden weniger Straftaten begangen“.
Sprachförderung wichtig
Wichtig zur Integration von Migranten sei Sprachförderung, erklärte Birgit Schünemann vom Caritasverband Mannheim. Der Migrantenanteil in Rheinau liege bei über 25 Prozent, darunter viele Spätaussiedler. Dazu meinte FDP-Bezirksbeirat Roland Itschner, Ganztagsschule sei eine gute Möglichkeit, sich zu integrieren. Er setzte sich für die Rheinschule als Ganztagesschule ein. Dass es bisher nicht geklappt habe, hänge daran, dass die Schule keine Mensa habe.
Bürgerdienstleiterin Patricia Popp forderte: „Rheinau braucht mehr Betreuungsangebote für Kinder“. Aufgrund der Sozialstruktur sei es notwendig, dass beide Elternteile arbeiteten. „Wir brauchen eine Ganztagsschule und Tagesmütter“, sagte sie.