Es ist gegen zwei Uhr, als Steffen Kling spontan zu einem Blümchen vom Tischschmuck greift und es Emma Rintel überreicht, und auch die anderen Gäste sind voller Bewunderung. Zu diesem Zeitpunkt haben Emma Rintel und ihre vierköpfige Band nahezu sechs Stunden Musik gemacht – und zwar ununterbrochen! Die Formation ist stets der große Erfolgsgarant beim Frühlingsball der Jüdischen Gemeinde.
Der Frühlingsball, 1993 im damals neuen Gemeindezentrum am Rabbiner-Grünewald-Platz in F 3 ins Leben gerufen, ist dieses Jahr „erwachsen“ geworden. „Wir entlassen ihn mit ruhigem Gewissen in die Volljährigkeit“, so Orna Marhöfer, die Vorsitzende der Gemeinde. Der Ball sei eine anerkannte Veranstaltung, strahle aber immer noch jugendlichen Charme aus – und sei wieder sehr schnell ausverkauft gewesen, freute sie sich über mehr als 300 Gäste, darunter an der Spitze Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
Viele prominente Gäste
Als weitere prominente Gäste hieß Marhöfer die Bundestagsabgeordneten Dr. Birgit Reinemund (FDP) und Dr. Gerhard Schick (Grüne), die Landtagsabgeordneten Rosa Grünstein (SPD), Helen Heberer (SPD), Klaus Dieter Reichardt (CDU), den ehemaligen SPD-Abgeordneten Georg Junginger, die Stadträte Volker Beisel (FDP), Dirk Grunert (Grüne), Nikolas Löbel, Marianne Seitz und Christina Silbernagel (alle CDU), Stadtdekan Karl Jung und Diakon Manfred Froese willkommen.
Grunert schaffte auch doppeltes Losglück: Wie im vergangenen Jahr gewann er bei der großen Tombola das Fahrrad – einen von 400 Preisen, die Marlies Studniberg und Elisabeth Heinrich besorgt hatten. Ihnen dankte Orna Marhöfer ebenso wie Daniela Richer für die schöne frühlingshafte Dekoration sowie dem Eiscafé „Cortina“, bei dessen kühlen Köstlichkeiten sich die Gäste zwischen den fröhlich-heißen Tanzrunden kostenlos erfrischen konnten.
Mit dem Erlös finanziert die Jüdische Gemeinde ihre sozialen Aufgaben, die sie – so Marhöfer in ihrer Begrüßung – „unter inzwischen schwierigsten Bedingungen“ wahrnehme. Dabei geht es um die Integration der jüdischen Kontingentflüchtlinge aus Osteuropa, welche die Gemeinde seit rund 15 Jahren „vor völlig neue, große Herausforderungen stellt“, wie sie dem „MM“ erläuterte. „Es kommt ein großer Anteil sozial Schwacher zu uns, der die Struktur der Gemeinde völlig verändert“, so Marhöfer. Diese Gemeindemitglieder hätten nicht, wie viele früher, viel Geld und könnten spenden, „sondern müssen sich ein Leben neu aufbauen, wobei wir ihnen helfen und sie begleiten“.