„Wir von der Verwaltung sind Kummer gewöhnt“. Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer ließ sich ihre Enttäuschung zum Ende der Bezirksbeiratssitzung in Wallstadt nicht anmerken. Fast drei Stunden lang hatten Bezirksbeiräte, Stadträte und die zahlreich erschienenen Eltern ihre Beschlussvorlage zur Neugestaltung der Kinderbetreuung in Wallstadt zerpflückt. Diese sollte heute eigentlich den Jugendhilfeausschuss passieren, doch nach dem geschlossenen Veto der Bezirksbeiräte, 260 vorliegenden Protest-Unterschriften und einem angekündigten „Nein“ der CDU-Fraktion wird die Verwaltung wohl noch mal nacharbeiten müssen.
Dabei geht es im Grunde um eine gute Sache, zumindest darin waren sich alle einig: In Wallstadt sollen zwei zusätzliche Krippengruppen entstehen sowie eine bedarfsorientierte Anzahl von Betreuungsplätzen für Schulkinder (20 neue Hortplätze) ab dem Schuljahr 2011/12. Nur beim Weg dorthin scheiden sich die Geister. Während die Verwaltung einen Neubau durch die Familie-Wespin-Stiftung in der Storchenstraße sowie den Umbau des Kinderhauses und des Kindergartens Edith-Stein plant, plädieren die Wallstadter für den seit Jahren avisierten Anbau auf dem Schulgelände.
An der Wertheimer Straßen sollen nach den Plänen der Verwaltung zukünftig 111 Hortplätze untergebracht werden. Aus Sicht der Elternvertreter ein Unding. Die 2,5 Kindergartengruppen (50 Kinder) würden in den Wespin-Neubau verlegt, wo zusätzlich eine Krippengruppe entstünde. „Unzumutbar“, finden die Eltern. Nicht nur, dass die Schulkinder auf dem Weg in die Wertheimer Straße die Straßenbahngleise queren müssten, die Kindergartenkinder würden zudem aus ihren gewohnten Strukturen herausgerissen und auch ihre Bezugspersonen verlieren. „Die Kinder werden wie entwurzelt“, meinte eine Mutter. Sie vermisste konkrete Maßnahmen, wie die Umgewöhnung der Kinder begleitet werden soll.
Aufgrund unterschiedlicher Standards befürchten die Eltern zudem einen Qualitätsverlust gegenüber der bisherigen Konzeption, die sich bewährt habe. Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer, ihre Mitarbeiter und auch Birgit Maaßen-Rux, die Leiterin des Kinder- und Jugendhilfezentrums Vogelstang, garantierten größtmögliche Kontinuität. Das pädagogische Konzept lehne sich an dem Orientierungsplan des Landes an, die Mitarbeiterinnen des Kinderhauses könnten problemlos in die Einrichtung der Wespinstiftung wechseln. Öffnungszeiten und auch die Ferienbetreuung seien gewährleistet. Außerdem, so argumentierte die Dezernentin, sei die jetzt angestrebte Lösung gegenüber einem Schulanbau um 1,18 Millionen Euro günstiger.