Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm
Es ist 17.30 Uhr, im Bürgersaal tummeln sich einige Fernsehleute, die zum letzten Mal die Leitungen überprüfen. Was hier wenige Minuten später passieren wird, damit rechnet kaum einer. „Frisch gezapftes Bier im Bürgersaal“ steht auf einem Zettel, der am Eingang hängt. Eine halbe Stunde später ist der Saal im Stadthaus so voll, dass der Weg bis zur Bar kaum noch zu schaffen ist – dass diese Wahl elektrisiert, spürt man auch hier. So viele Menschen waren lange nicht mehr bei der Wahlparty.
Allerdings: Unter den mehreren Hundert Besuchern sind anfangs nur zwei der Kandidaten: Wolfgang Raufelder und Gerhard Fontagnier. Alle anderen wollen die Auszählung lieber erstmal im Stillen verfolgen, erst nach und nach trudeln sie im Saal ein.
18 Uhr. Im Bürgersaal warten alle auf Zahlen. Doch es gibt keine. Die erste Prognose findet nicht direkt den Weg auf die Bühne, viele schauen ratlos nach vorne. Dort jubeln die Grünen Punkt sechs ausgelassen, sie haben die ersten Daten über Handy erfahren. „Mappus weg“ skandieren sie, und sie geben so den Ton für den Rest des Abends an.
Um kurz nach halb sieben laufen die ersten Mannheimer Ergebnisse ein. Jetzt geht es darum, wer es aus der Stadt in den Landtag schafft. Je deutlicher der Wahlausgang wird, desto mehr erinnert die Lage an die Stimmung nach dem Abpfiff eines wichtigen Spiels auf dem Fußballplatz: Während sich die einen jubelnd in den Armen liegen, lassen die anderen die Köpfe hängen.
„Zumindest der Wechsel ist geschafft.“ Roland Schuster, Kandidat der Linken, sieht nicht unbedingt froh aus, als er das sagt. „Natürlich haben wir gehofft, dass wir es in den Landtag schaffen.“ Früh wird klar, dass es damit nichts wird. Weit weg im Parteienspektrum, nah dran in der Gefühlslage: die FDP. „Ich glaube, die Landespolitik hat hier kaum eine Rolle gespielt, die Angst vor der Nuklearkatastrophe war größer“, sagt Oguzhan Genis. „Naja, es hätte schlimmer kommen können“, findet Florian Kußmann. Er liege in seinem Wahlkreis im Landesdurchschnitt seiner Partei, das sei doch etwas.