Öffentlicher Nahverkehr: Ausschuss für Umwelt und Technik erörtert die 78 Millionen Euro teure Trasse in die Gartenstadt / Bürgerversammlung wegen Lärmschutz Das Projekt Stadtbahn-Nord kommt voran.
Alles läuft derzeit auf eine Genehmigung des lange umstrittenen Bauvorhabens durch das Regierungspräsidium hinaus, die im Frühjahr 2012 erwartet wird. Positive Signale gab’s bereits zu Jahresbeginn. So hätten sowohl das Betriebskonzept als auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung („Standardisierte Bewertung“) der geplanten Linie in die Gartenstadt die Zuschussgeber in Bund und Land zufriedengestellt, berichtete gestern Erster Bürgermeister Christian Specht im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderates. Das Vorhaben sei „zuschussfähig“, der Kosten-Nutzen-Faktor stimme, so die Gutachter aus Berlin und Stuttgart. „Ein sinnvolles und zukunftsweisendes Konzept“, betonte SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer. Mannheim will nun im März den Zuschussantrag für die Gesamtkosten für die Stadtbahn-Nord von knapp 78 Millionen Euro nach dem Gemeinde-Verkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) stellen. „Damit haben wir zwar noch keinen Zuschussbescheid, aber wir sind auf einem sehr guten Weg“, erläuterte Specht, dass, obwohl noch andere teure Verkehrsprojekte in Baden-Württemberg auf der GVFG-Zuschuss-Wunschliste stehen, er grünes Licht für die Bundes- und Landesfinanzierung der Stadtbahn-Nord für Ende 2012/Anfang 2013 erwarte. Dann könnte gebaut werden. Als Termin für die Fertigstellung ist 2016, spätestens 2017 avisiert. „Alles im Zeitplan“, erklärte der Erste Bürgermeister. Wichtig ist, dass bis 2019 das Projekt abgerechnet ist, dann läuft das GVFG aus. Drei Meter hoher Lärmschutz Zusammen mit Baudezernent Lothar Quast informierte Specht den Ausschuss über den aktuellen Sachstand der Planung. Im Mittelpunkt stand dabei eine drei Meter hohe Lärmschutzwand in der Waldstraße. Das Bauwerk soll den Krach vorbeifahrender Autos und Stadtbahnzüge von der Gartenstadt-Bebauung abhalten. Auf der gegenüberliegenden Süd-Straßenseite sind passive Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Damit gibt es Zuschüsse für den Einbau von Schallschutzfenstern. Neu ist, dass in der Friedrich-Ebert-Straße an der Bonifatiuskirche ein drittes Gleis als „Vorsortieranlage“ gebaut werden soll, damit die dort abbiegende Stadtbahn-Nord nicht die Züge Richtung Käfertal blockiert. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Beisel warnte allerdings davor, dort die wichtige Einfallstraße nicht durch ein zusätzliches Gleis zu verengen. „Passiert nicht“, versicherte RNV-Planer Norbert Buter. Auch für die von der Streckenführung betroffenen Kleingärtner auf dem Waldhof an der Oberen Riedstraße habe man Lösungen gefunden, berichtete Specht. Hier werden unter anderem Ersatzflächen für die Parzellen geschaffen, die durch den Bau der Stadtbahn wegfallen. Am Abend schließlich trafen sich die Bürger zu einer Informationsversammlung im Gemeindesaal der Gnadenkirche, um über die neue Lärmschutzwand an der Waldstraße zwischen Kassler Straße und Am Hain zu beraten. „Das soll nicht 08/15 werden, die Wand wird besonders gestaltet“, versprach Specht. Erneut sollen hier die Bürger in die Planung mit einbezogen werden. Weil die Straße durch die neue Stadtbahn-Trassenführung näher an die Wohnbebauung rückt, hatte die Gartenstadt-Genossenschaft mit einer Klage gedroht, sollten die Bewohner nicht ausreichend vor Verkehrslärm geschützt werden.
Mannheimer Morgen 25. Januar 2012