Bankpalais: O 4, 4 soll fallen / LBBW Immobilien Development präsentiert zwei Planvarianten für den Neubau
Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle – Mannheimer Morgen, 07.02.2012
Man habe viel Mühe, Sachverstand und Kunstsinn investiert, es sich nicht einfach gemacht mit dem alten Bankpalais in O 4, 4, wisse um die Verantwortung an dieser stadtbildprägenden Stelle – am Ende steht für die Landesbank Baden-Württemberk (LBBW) aber dann doch die Entscheidung fest: Totaler Abriss und Neubau. Die Sendboten der LBBW Immobilen Development GmbH stellten gestern dem „MM“ ihre Zukunftsvisionen vor. Und überbrachten abends geladenen Gästen vom Verein Stadtbild in O 4, 4 die Nachricht: Das barock anmutende Gebäude wird fallen. Schon in den nächsten vier Wochen werden die Pläne des Büros Blocher Blocher Partners für die eins a Handelslage an den Planken „finalisiert“. Anfang März soll dann der Bauantrag gestellt werden. Frank Berlepp, Vorsitzender der Geschäftsführung der LBBW Immobilien Development, und Professor Dr. Wilfried Wang als beratender Architektur-Fachmann, sowie Projektmanager Christian Sailer und Pressesprecherin Dr. Brigitte Riebenspieß wollen das Projekt jetzt zügig vorantreiben.
Der barocke Nachbau des alten Bankhauses aus dem Jahr 1973/74 habe keine Daseinsberechtigung, stehe nicht unter Denkmalschutz, da im Kern keine historische Substanz mehr vorhanden sei. Nachdem das Bankhaus im August 2009 die Schalter schloss, habe die LBBW über eine Neunutzung nachgedacht. Am Ende eines langen „Entwicklungs- und Entwurfsprozesses ließ man die Optionen Fassadenerhalt oder -replik fallen. Die veraltete Technik, die Einschränkung der Nutzbarkeit für den Einzelhandel – alles spreche für eine Totaloperation. Ein Investor müsse auch wirtschaftlich denken. Da stehen schmiedeeisernes Schnörkeltor und Korbgitter freilich im Wege. Die, so die LBBW-Vertreter, dürfe die Stadt bewahren.
Man baut nun auf eine breite Schaufensterfront und glasklare Linien, rühmt die Qualität der Neubau-Pläne: „Stadtbildprägend, hochwertig in der Ausführung“ stünden noch zwei Entwürfe in der engeren Wahl. Ein an eine Stufenpyramide erinnerndes Gebäude oder ein Neubau mit klassischer Fassade. Beide Varianten fügten sich harmonisch in das städtebauliche Ziel der Stadt ein, die für dieses Eckgrundstück mehr Raum nach oben gebe, die Traufhöhe orientiere sich an Peek & Cloppenburg.
Derweil versucht die Lokalpolitik noch eine Wende herbeizuführen: Die SPD-Gemeinderatsfraktion will über den Landtagsabgeordneten und LBBW-Aufsichtsrat Claus Schmiedel „Druck aufbauen“, so Vorsitzender Ralph Eisenhauer. Auch CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen gesteht, dass er als Kind der Innenstadt die vertraute Barockansicht sicher schmerzlich vermissen werde, ebenso wie Volker Beisel von der FDP. Doch beide betonen auch die Rechte des Bauherren und Eigentümers.
Aber noch geben die Mannheimer „ihr“ Palais in Maria-Theresia- Gelb nicht verloren, zeigen sich kampfbereit wie 1723 Bauherr Johann Nikolaus von Scherer. Der Kriegskommissariatsdirektor hätte sicher auch nicht klein beigegeben.