Soziales: Angebot der Stadt besteht seit zehn Jahren / Beantragung und Ausgabe funktionieren laut Bürgermeister problemlos
Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch – Mannheimer Morgen, 16.02.2012
Seine Mutter überlegt noch, da platzt es schon aus Cedric heraus. „Die Adler und die Freibäder“, antwortet der Junge auf die Frage, welche Gutscheine des Familienpasses er am liebsten mag. Bei einem Spiel der Adler bekommt er ermäßigten Eintritt und sechs Mal kann seine Familie in diesem Sommer umsonst die städtischen Freibäder besuchen. Ihren Pass bekamen Cedric Fässler, sein Bruder Finley und seine Mutter Katja gestern im Bürgeramt in K 7 von Bildungsbürgermeisterin Ulrike Freundlieb überreicht, die dabei das diesjährige Angebot der Öffentlichkeit vorstellte.
Der Pass richtet sich an in der Stadt wohnende Familien und besteht aus einem Heft mit zahlreichen Gutscheinen und Vergünstigungen für verschiedene Freizeitangebote. Zahlen, die die Bürgermeister Freundlieb und Christian Specht gestern präsentierten, sprechen für eine gestiegene Nachfrage in diesem Jahr. Schon rund 7000 Familienpässe wurden bis jetzt bei den Bürgerämtern beantragt, zu Beginn des vergangenen Jahres hatten die Mitarbeiter dort nur rund 2000 Stück ausgegeben.
Ein politischer Zankapfel
In den meisten Jahren hatten die Ämter um die 17 000 Exemplare verteilt, 2010 und 2011 war die Nachfrage dann aber deutlich zurückgegangen, weil es nach politischen Streitereien im Gemeinderat Anfang 2010 vier Monate lang überhaupt keinen Pass gab. Die Verwaltung geht aber nicht davon aus, dass jetzt nur das normale Niveau wieder erreicht wird. Bürgermeisterin Freundlieb nannte gestern die Gesamtzahl von 20 000 ausgegeben Pässen als Zielmarke für dieses Jahr.
Der Familienpass wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Und die Bürgermeister sparten gestern nicht mit Lob für das Geburtstagskind. „Wir freuen uns, dass es so reibungslos läuft“, sagte Ordnungsdezernent Specht, der für die Bürgerdienste verantwortlich ist. „Beantragung und Ausgabe funktionieren ohne Probleme.“ Freundlieb hatte besonders die sozialen Aspekte des Angebots im Blick. „Das ist eine sozialpolitische Marke der Stadt, die sich etabliert hat“, so Freundlieb.
Dabei ist der Familienpass auch ein Mannheimer Politikum: Die Parteien haben auf verschiedene Weise daran mitgearbeitet. Eigentlich sind alle vom Konzept überzeugt – und sich trotzdem höchst uneinig, wie genau das Angebot eigentlich aussehen soll. Ursprünglich hat die CDU den Familienpass 2002 aus der Taufe gehoben – als Angebot für alle Familien, unabhängig von deren Einkommen. SPD, Grüne und Linke haben das Gutscheinheft 2010 um den Familienpass Plus erweitert. Diesen können nur Kinder beziehen, deren Eltern Anspruch auf Arbeitslosengeld II oder Leistungen zur Grundsicherung haben. Sie bekommen zum Beispiel zusätzliche Eintrittskarten für Museen und – als wichtigstes Angebot – ein vergünstigtes Maxx-Ticket für Busse und Bahnen in Mannheim.
CDU, FDP und Mannheimer Liste kritisieren diese Erweiterung, weil sie sich ihrer Meinung nach mit Angeboten des Bildungspakets des Bundes überschneidet – die Stadt also unnötig Geld ausgibt. 436 000 Euro sind im Haushalt für den Plus-Pass vorgesehen – zusätzlich zu den 440 000 Euro für das normale Angebot.
Bürgermeisterin Freundlieb dagegen verteidigte den Familienpass Plus gestern – vor allem mit dem Verweis auf die gestiegene Nachfrage: „Wir wollen damit die Mobilität der Kinder im Stadtgebiet erhöhen und außerdem ihre gesellschaftliche Teilhabe fördern. Das hat zweifellos schon sehr gut geklappt“, so Freundlieb. Die Mittel für das Maxx-Ticket sind bereits ausgeschöpft. Freundlieb sagte gestern, dass sie nun prüfen wolle, ob Haushaltsmittel für den normalen Familienpass zugunsten des Plus-Angebots umgeschichtet werden können. Zudem versucht die Stadt, Doppelungen zu vermeiden: Das Ticket sollen nur Kinder erhalten, die noch keinen Anspruch im Rahmen des Bildungspakets haben. Außerdem gibt es in diesem Jahr einen Gutschein für die Abendakademie weniger.