Kulturpolitik: Machbarkeitsstudie für Zentrum darstellende Künste gegen die CDU beschlossen
Mannheimer Morgen, 05.07.2012 – Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge
Gegen die Stimmen der CDU beschloss der Kulturausschuss gestern, für 30 000 Euro eine Machbarkeitsstudie für ein neues „Zentrum für darstellende Künste“ in Auftrag zu geben. Es soll auf dem Gelände der Turley-Barracks angesiedelt werden (wir berichteten) und Mittelpunkt für die freie Theaterszene werden.
„Wir beschließen aber nicht, dass es das Zentrum dort geben wird“, stellte Kulturbürgermeister Michael Grötsch klar. Man wolle nur die genauen Kosten und die Eignung des dortigen Areals untersuchen und „nachvollziehbar dokumentieren“. „Wir brauchen eine Grundlage, um darüber reden und entscheiden zu können“, so Grötsch.
Danach sei aber sicher „eine Grundsatzdiskussion nötig, ob wir uns das leisten wollen und können, ohne Einschnitte in den Bestand an anderen Kultureinrichtungen hinzunehmen“, meinte er.
Doch schon gegen die Untersuchung gab es klaren Widerstand der CDU. „Wir planen ein Haus und kennen noch nicht die Inhalte – dafür steht die CDU nicht zur Verfügung“, betonte CDU-Stadtrat Claudius Kranz. Sein Kollege Dr. Jens J. Kirsch hielt ein solches neues Zentrum wie auch die Machbarkeitsstudie für „völlig überflüssig“. „Wir haben doch schon genug Verpflichtungen mit bestehenden Einrichtungen“, gab Kirsch zu bedenken.
„Noch viele Einwände“
Steffen Ratzel fürchtete, dass die Erarbeitung einer solchen Studie die Stadt dann „in Zugzwang bringt“: „Da wird etwas angestoßen, das wir eh nicht zahlen können“, warnte er. Und Stadtrat Nikolas Löbel sah in der geplanten Studie „nur eine Alibifunktion“. Vor einer solchen Untersuchung müsse man die Frage klären, ob Mannheim ein solches Zentrum überhaupt brauche, „und wir meinen nein“, bekräftigte er.
„Wir sollten dem Ganzen eine Chance geben“, meinte Prof. Dr. Achim Weizel (ML), doch wollte auch er noch viele Frage wie etwa die Folgekosten „energisch geprüft“ wissen: „Ich habe noch viele Einwände dagegen“, räumte er ein. Im Grundsatz für ein solches Zentrum plädierte Dr. Elke Wormer (FDP), „aber nicht in dieser Dimension“, warnte sie: „Wir brauchen Proberäume, aber keine eigene Intendanz und zehn Mitarbeiter und kein neues Nationaltheater!“
Klar für das Zentrum votierten SPD und Grüne – wobei sich SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Eisenhauer „irritiert“ zeigte, dass die CDU eine Vorlage ihres eigenen Dezernenten ablehne. „Es macht doch nur Sinn, wenn wir den Weg mit deutlicher Mehrheit beschreiten“, meinte er mit Blick auf die erhoffte Unterstützung durch die Landesregierung für das Projekt.
„Wir sollten dem Ganzen eine Chance geben und ein Konzept erarbeiten, damit wir wissen, worüber wir konkret sprechen“, sagte Helen Heberer (SPD): „Wenn Mannheim nicht will, wird es das Land nicht bezahlen“. Sie wandte sich aber gegen eine zu schnelle Festlegung auf den Standort Turley-Barracks und wollte die Untersuchung auch den Lokschuppen auf dem Lindenhof ausdehnen.
Gerhard Fontagnier freute sich für die Grünen, „dass das Thema wieder auf dem Tisch ist“. „Wir wollen das, weil wir heute für die Kultur von Morgen sorgen müssen“, so der Stadtrat der Grünen.