Grundstücksgeschäfte: Nachdem Bilfinger im „Glücksteinquartier“ baut, soll die Wache Mitte auf das Vögele-Gelände verlegt werden
Mannheimer Morgen, 18.07.2012 – Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge
Über alles wird nur höchst vertraulich gesprochen: Zunächst hinter verschlossenen Türen in den Fraktionssitzungen am Montag, heute dann nichtöffentlich im zuständigen Gemeinderatsausschuss werden die Stadträte über zwei besondere Grundstücksgeschäfte informiert: Bilfinger Berger kauft von der Stadt das Areal der Feuerwache Mitte, um dort eine neue Konzernzentrale zu bauen. Dafür muss die Stadt für die Feuerwehr eine neue Fläche auf dem früheren Vögele-Gelände erwerben – und alles muss sehr schnell gehen. In ersten Reaktionen gibt es aber überwiegend große Zustimmung.
Dabei handelt es sich, wie der „MM“ jetzt erfuhr, um Bilfinger Berger. Der Dienstleistungs- und Baukonzern will seinen Sitz im Hochhaus an der Augustaanlage, das er bereits 2008 an einen Immobilienfonds verkaufte, aufgeben und bis 2016 auf dem Lindenhof bauen. Die Rede ist von einer zweistelligen Millionensumme; genaue Zahlen werden noch nicht genannt. Rund 450 Arbeitsplätze würden so gesichert.
Großer Zeitdruck
Ein neues, wenn auch nur halb so hohes Gebäude wie das Victoria-Hochhaus südlich des Hauptbahnhofs – es würde ein schönes Entree für das „Glücksteinquartier“ geben. Im Weg steht allerdings die Feuerwache. Der 1975 von der „Neuen Heimat“ errichtete Betonbau ist allerdings ohnehin stark sanierungsbedürftig. Langfristig hatte sich die Feuerwehr auf einen Umzug eingerichtet. Doch die Suche nach einem Ersatzgrundstück erwies sich als sehr schwer. Laut Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren müssen die Einsatzkräfte zu jeder Zeit und an jedem Ort ihres Zuständigkeitsbereiches innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung wirksame Hilfe leisten können. Eine baden-württembergische Richtlinie – eine gesetzliche Regelung gibt es hierfür nicht – nennt zehn Minuten.
Diese Frist lässt sich, etwa für das Hafengebiet, vom Vögele-Gelände gerade so erreichen. Deshalb kauft die Stadt nun 20 000 Quadratmeter an der Ecke Neckarauer Straße/Fabrikationsstraße von der Triwo AG, die das frühere Areal des Straßenfertigerherstellers vermarktet. Allerdings muss die Feuerwehr womöglich schneller vom Lindenhof weg, als ihr auf 40 Millionen Euro geschätzter Neubau in Neckarau fertig wäre. Schließlich kann sie auch nicht schnell genug ausrücken, wenn sie von Baugruben umgeben ist. Womöglich muss deshalb für eineinhalb Jahre eine rund vier Millionen teure provisorische Wagenhalle errichtet werden. Allerdings will Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz bei einem Spitzengespräch mit Bilfinger-Chef Roland Koch ausloten, ob der Konzern eventuell mit einem späteren Umzug einverstanden wäre.
SPD-Sicherheitsexperte Dr. Boris Weirauch sieht ein solches Provisorium „extrem kritisch“. „Wir wollten alles daran setzen, in drei Jahren für unsere Feuerwehrleute gleich eine richtige Wache zu bauen“, fordert der Stadtrat. „Sehr positiv“ sieht er indes den Bilfinger-Neubau – ebenso wie CDU-Stadtrat Steffen Ratzel: „Für Mannheims Image ist das prima. Es ist richtig, alles zu tun, dass das Unternehmen in Mannheim bleibt.“ Auch der neue Standort der Feuerwache werde von der CDU mitgetragen. „Bilfinger in Mannheim zu halten, ist in unser aller Interesse“, begrüßte ebenso Stadtrat Mathias Meder (Grüne) die Absprachen. Auch beim Standort der Feuerwache „können wir mitgehen“, sagte er. Noch nicht endgültig festlegen wollte sich Volker Beisel (FDP): Ein Provisorium für die Feuerwehr lehnte er indes klar ab: „Da darf es nicht ums Geld gehen, da geht es um die Sicherheit der Menschen!“