Baustellen: Stadt zufrieden mit den bisherigen Abbrucharbeiten rund um die Freßgasse / Anwohner bereiten Klagen vor
Mannheimer Morgen – Donnerstag, 25.10.2012 / Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp
Wände fallen, Steine rieseln, die Luft steht diesig über der City, eine Staubwolke zeugt vom Baugeschehen. Neugierig streifen Blicke Bauzäune, am Straßenrand verharren Passanten – manche kopfschüttelnd, andere staunend: Der Abbruch der Gebäude rund um die Freßgasse und seine Auswirkungen auf die Anlieger ist Gesprächsthema Nummer eins in der östlichen Unterstadt. Und während Bewohner erste Klagen auf Mietminderung vorbereiten, sich Beschwerden über Lärm und Staub häufen, blieben der Baustellenbeauftragte der Stadt, Josef Krah, und sein zuständiger Dezernent am Dienstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik beim Thema eher gelassen.
„Wenn ich aus der Haustür komme – es wird überall gegraben“, seufzt Helmut Frank. Der 76-jährige Rentner, der in R 7 wohnt, und seine Frau haben eigentlich nichts gegen Neubauten wie auf Q 6 und Q 7. Die Auswirkungen der Arbeiten seien derzeit aber nur schwer zu ertragen: Vor allem der Staub lege sich auf die Bronchien, krieche durch jede Ritze in die Wohnung und gefährde die Gesundheit. Dazu der Lärm der Presslufthämmer, der die Gläser im Schrank vibrieren lasse. Frank: „Und das ist ja erst die Vorstufe“. Mitunter würden zudem gegen 1 Uhr nachts noch Bagger angeliefert.
Etliche Mieter, die in den benachbarten Häusern des Spar- und Bauvereins wohnen, haben daher Mietminderungen geltend gemacht. Vertreten werden sie von Rechtsanwalt Gustav Willisch, der zudem die eigens gegründete „Bürgerinitiative östliche Innenstadt“ berät. Der Ton der Auseinandersetzung werde langsam rauer, zehn Fälle, so Willisch, habe er schon auf seinem Tisch. Und es könnten mehr werden. 100 Dezibel an Lautstärke, berichtet der Rechtsanwalt, müssten die Anlieger in ihren Wohnungen derzeit ertragen. Um eine Klageflut zu vermeiden, sei beispielsweise die GBG Wohnungsbaugesellschaft ihren Mietern während des Abbruchs auf T 4/T 5 entgegen gekommen.
Zwar sei die Beeinträchtigung für die Anrainer durchaus groß, die Erreichbarkeit der City aber gewährleistet, sagte Lothar Quast bei der Sitzung im Stadthaus. Auf die Kritik des Einzelhandels wegen einer zusätzlichen Baustelle am Kaiserring (wir berichteten) habe man schnell reagiert: „Das Ganze ist eben auch ein Lernprozess“, so der Dezernent. Schließlich handele es sich um „eine Riesenaufgabe für die Verwaltung“.
Rechtsfragen prüfen, Genehmigungen erteilen, Gespräche mit Betroffenen führen, dazu den Einzelhandel und die Kunden informieren: All diese Dinge müsse die Verwaltung stemmen, sämtliche Anforderungen unter einen Hut bringen, war sich Josef Krah vom zuständigen Fachbereich sicher: „Die Leute machen einen guten Job.“
Um optimale Lösungen für die Zu- und Abfahrten der Lkw zu gewährleisten und Störungen beim Verkehr zu vermeiden, hat die Stadt extra einen Baulogistiker eingeschaltet. Alles gescheit anzupassen, „das ist eine Herausforderung“, bekräftigte Krah. Angesichts der Untersuchungen gab sich der Behördenchef zuversichtlich, die Anzahl der Fahrzeuge rund um die Baustellen in Grenzen zu halten. Die Maximallast der Konkordienstraße beträgt 87 Lkw pro Tag. Zu einer Spitzenlast werde es voraussichtlich lediglich im Juli 2013 kommen. Krah: „Der Verkehr in der Freßgasse läuft gut, und die Beschwerden halten sich in Grenzen.“ Und auch beim Parken gehe alles derzeit eher glimpflich ab.
Damit Kunden auch in der Weihnachtszeit die City problemlos erreichen, schlug die FDP vor, zusätzlich Park & Ride zu ermöglichen, Parkplätze am Neuen Meßplatz und am Technoseum stünden parat – ein Vorschlag, der geprüft werden soll.