Kulturpolitik: Heute Debatte zu Neubauplänen / Stiftung statt Stadt als Bauherr / Fassade soll simuliert werden
Mannheimer Morgen – 18.12.2012 / Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge
Der Neubau der Kunsthalle ist heute Thema im Gemeinderat. Vor einer Woche, als der Punkt im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses auf der Tagesordnung stand, gab es dazu gar keine Diskussion. Heute wird zwar eine Debatte erwartet, aber am Ende eine breite Mehrheit – schließlich waren die vier großen Fraktionen alle eingebunden in die am 5. Dezember verkündete Entscheidung, wonach das Büro Gerkan, Marg und Partner (gmp) das Projekt realisieren wird.
Rein formal ist nicht die Stadt Bauherr, sondern die „Stiftung Kunsthalle“, welche die Stadt gemeinsam mit SAP-Mitgründer Dr. Hans-Werner Hector aus der Taufe gehoben hat. Die rechtliche Konstruktion sieht vor, dass die Stiftung den Neubau auf dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Grundstück komplett in eigener Regie errichtet – und damit auch auf privatrechtlicher Grundlage, was Ausschreibungen erleichtert. Ist der Gebäudekomplex 2017 fertig, wird sie ihn der Stadt schenken, die ihn wiederum betreibt. Die Stiftung will eine Planungs- und Realisierungsgesellschaft gründen; diese wiederum soll dann Gerkan, Marg und Partner (gmp) unter Vertrag nehmen. Das ist für Anfang 2013 vorgesehen.
Deshalb kann der Gemeinderat heute gar nicht direkt über den Entwurf entscheiden. Die Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters setzt vielmehr am Grundstück am Friedrichsplatz an: Dies gehört der Stadt, und der Gemeinderat muss es der Stiftung überlassen – aber zum Bau des „vertieften Wettbewerbsentwufs“ von gmp, wie es heißt.
Die Vorlage macht deutlich, dass mit Miriam Caroli (Grüne), SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer, Dr. Jens Kirsch (CDU) und Dr. Elke Wormer (FDP) alle vier Fraktionen in die Auswahl des Entwurfs eingebunden waren. Das gilt sowohl für die erste Runde des Preisgerichts im Juli als auch jetzt im Dezember.
Im Juli waren drei Architekturbüros mit ersten Preisen bedacht und aufgefordert worden, ihre Pläne zu überarbeiten. Mit ihnen wollte man dann in das sogenannte „Verhandlungsverfahren“ gehen. Das Berliner Büro Pütz schied offenbar zu einem frühen Zeitpunkt aus – was bislang nichtöffentlich kommuniziert worden war. In der Vorlage heißt es jetzt aber, nur die Büros gmp und Staab hätten ihre „eingehend überdachten und optimierten Wettbewerbsentwürfe“ in diesen „intensiven dialogischen Arbeitsprozess“ eingebracht.
„Kostenoptimierung“
Den Plänen von gmp wird eine „zweifach gegengeprüfte Kostenoptimierung“ bescheinigt. Diese sei vor allem durch eine Reduzierung des Baukörpers von 160 000 auf 100 000 Kubikmeter, eine Neuplanung des ersten und ein Wegfall des zweiten Untergeschosses erreicht worden.
Ausführlich beschäftigt sich die Vorlage mit der Fassade. Es bestehe „Einigkeit darüber, dass der klare Baukörper in schimmernder transluzenter Metallfassade von gmp als moderne Antwort auf den Friedrichsplatz großstädtischen Charakter hat und zugleich als Sinnbild für das kostbare Schatzhaus Museum wahrgenommen werden kann“, so die Vorlage. Man wolle einen „Metallfarbton finden, der einerseits nicht das Rot des Sandsteins wiederholt, andererseits trotz seiner zeitlosen Materialität nicht kalt erscheint“. Die Metalllamellen seien unempfindlich, witterungsbeständig und setzten keine Patina an. Für die Reinigung per Hubsteiger reichten „sehr lange Zeitabstände“. Dr. Thomas Veit, Kaufmännischer Vorstand der Stiftung, schaute sich eigens in Berlin die Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ an, die eine ähnliche Fassade aufweist. Er habe dort „keine technischen Risiken erkannt, jedoch Sicherheit darüber gewonnen, dass die Optik einen Optimierungsprozess braucht“, heißt es. Deshalb solle gmp „an einem großen Feld“ die Fassade und den Abstand der Röhren simulieren.