Kulturpolitik: Gemeinderat entscheidet über Entwurf der neuen Kunsthalle / Zwei Gegenstimmen aus der ML
Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge / © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 19.12.2012
Es wird, da ist sich Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sicher, „ein herausragendes Museum werden“ – und eine überwältigende Mehrheit des Gemeinderats folgte ihm gestern Abend: Bei nur zwei Gegenstimmen billigte das Stadtparlament den Entwurf des Hamburger Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner für den Neubau der Kunsthalle. Formal besagt der Beschluss, dass die Stadt ihr Grundstück am Friedrichsplatz zur Verfügung stellt, damit die als Bauherr fungierende „Stiftung Kunsthalle“ dort nun nach diesen aus einem Architektenwettbewerb als Sieger hervorgegangenen Plänen ab 2014 bauen kann.
„Es ist ein bemerkenswerter, spektakulärer Entwurf, der für den Ort identitätsstiftend ist, und kein: Naja, man kann es so machen“, mahnte der OB. Man dürfe das Vorhaben jetzt „nicht kleinreden“, wandte er sich gegen „defätistische Begleitmusik“. Damit spielte er auf den „Offenen Brief“ einiger Mannheimer Architekten an, die sich gestern gegen den ausgewählten Entwurf gewandt hatten. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, erklärte Baubürgermeister Lothar Quast. Er begrüße, wenn sich jemand „zur rechten Zeit“ kritisch mit einer Idee auseinandersetze, aber nicht „am Ende aller Beratungen“. Bestandteil guter Baukultur sei nun einmal, dass man sich nach Abschluss eines Architektenwettbewerbs der Entscheidung des Preisgerichts „unterwerfe“, wie Quast sagte.
Gegen „Nörgeleien“
„Nörgeleien sind jetzt kontraproduktiv und überflüssig“, übte auch CDU-Stadtrat Dr. Jens Kirsch scharfe Kritik an dem Brief der Mannheimer Architekten. Er lobte den Ablauf des Wettbewerbs wie auch dessen Ergebnis als „prima, positive Sache“. „Ich persönlich empfinde die Fassade als geheimnisvollen Schleier, der dazu reizt, dahinterzuschauen und reinzugehen“, meinte Kirsch. Er dankte wie zahlreiche Stadträte nach ihm besonders dem Stifter Hector, der Mannheim erst die Chance auf diesen Neubau eröffne.
SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Eisenhauer und Grünen-Stadträtin Miriam Caroli wollten die Architekten wegen ihres Schreibens zwar nicht direkt kritisieren. „Kritische Fragen sind ja mal grundsätzlich nicht schlecht“, so Eisenhauer. Allerdings wies er die Bedenken zurück. „Das Gebäude funktioniert als Museum und trägt der städtebaulichen Einfügung am Friedrichsplatz Rechnung“, meinte Eisenhauer. Es sei „mutig, aber mit Respekt vor der Umgebung“ und setze hier eine „Marke“. „Ich denke, wir können hier guten Gewissens zustimmen“, so Eisenhauer. Von einem „räumlich wunderbaren Entwurf, der der Kunsthalle ermöglichen wird, auf neue Art Kunst zu zeigen“ schwärmte Miriam Caroli (Grüne), von einem „tollen Vorhaben“ sprach Dr. Elke Wormer (FDP), von einer „respektablen Antwort auf das Jugendstilensemble“ der Stadtrat der Linken, Thomas Trüper. „Dass es kein Knaller wird, lag daran, dass gar kein Knaller gewünscht war“, meinte er.
Gespalten zeigte sich die Mannheimer Liste: Prof. Dr. Achim Weizel stimmte „mit ästhetischen Bauchschmerzen“ zu, von Rolf Dieter und Michael Himmelsbach kamen die beiden einzigen Gegenstimmen. „Wir sind der Meinung, dass der Entwurf nicht zu dem sehr sensiblen Platz passt“, sprach Dieter von einem „Klotz, der erheblich stört“ und meldete Bedenken wegen der Kostentreue des Architekturbüros an.
Kunsthallendirektorin Dr. Ulrike Lorenz versicherte, der Bau orientiere sich „in der Seite- und Höhendimension“ am Rosengarten und werde sich in den Friedrichsplatz „wunderbar einfügen“. Allerdings bedürfe die „filigrane Lamellenröhrenfassade“ der „Optimierung“, wie sie einräumte: „Das ist etwas, was uns noch stark beschäftigen wird“, so Lorenz: „Die Sache endet nicht mit diesem Beschluss heute, sie beginnt!“