Von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge /© Mannheimer Morgen, Freitag, 14.06.2013
Nach langer, kontroverser Debatte war das Ergebnis dann klar: Einstimmig beschlossen gestern der Ausschuss für Umwelt und Technik sowie der Kulturausschuss, den sonst kaum genutzten Bürgersaal im Stadthaus N 1 für 2,4 Millionen Euro umzubauen – „zur vorrangigen Nutzung durch das Oststadttheater“. Damit gilt das Votum des Gemeinderats am Dienstag nur noch als Formsache. Ob und wie stark auch andere Nutzer den Saal mieten können, bleibt weiter ein Streitpunkt.
Klare Fürsprecher hatte die von Kulturbürgermeister Michael Grötsch eingebrachte Vorlage in CDU, FDP und ML. Konrad Schlichter (CDU) lobte die „überzeugende Lösung“ und versprach sich – wie Grötsch – von dem Umzug des Boulevardtheaters eine „außerordentliche Belebung“ des Stadthauses.
Von einem „guten Tag für das Stadthaus und die Kulturpolitik“ sprach CDU-Stadtrat Nikolas Löbel: „Das Oststadttheater wird von uns mit dem Abriss der Kunsthalle faktisch auf die Straße gesetzt, damit haben wir eine Bringschuld, zu helfen, und dieser Bringschuld werden wir jetzt gerecht“, so Löbel. „Wir hatten bisher einen Mieter, dem wir die Existenzgrundlage entziehen und dem wir jetzt helfen“, meinte auch Volker Beisel (FDP). Von einer „sehr befriedigenden Lösung“ sprach Prof. Dr. Achim Weizel (ML).
CDU wie auch Weizel und Beisel wandten sich aber gegen einen Vorstoß der SPD. „Was größeren finanziellen oder zeitlichen Aufwand bedeutet, werden wir nicht mittragen“, so Dr. Jens Kirsch (CDU). „Wir können kein Fass aufmachen für jeden, der Lust auf Räume hat“, so Beisel.
Anlass war ein Änderungsantrag der SPD. Zwar sei die SPD „froh, dass eine Lösung für das Oststadttheater konkret wird“, so Peter Baltruschat. Er plädierte aber für „kulturelle Vielfalt“ und wollte sichergestellt wissen, dass auch andere Nutzer den Saal belegen können – etwa die meist in Ludwigshafen auftretende Musicalgesellschaft Mannheim, das Tourneetheater Musikbühne Mannheim oder das von ihm geführte Kulturnetz. Alle drei sollten, so ein Antrag der SPD, ausdrücklich in der Vorlage der Stadt aufgeführt werden; zudem legte Baltruschat eine detaillierte Liste mit technischen Anforderungen vor. „Mehr Variabilität“ wünschte sich ebenso Gerhard Fontagnier namens der Grünen und meldete, er habe noch „einige Probleme“ mit der Verwaltungsvorlage.
Bürgermeister Grötsch versicherte aber wiederholt, dass der Saal an bis zu zehn Wochenenden anderen Nutzern offenstehe. Martina Kubanek, Leiterin des Baukompetenzzentrums der Stadt, und der Architekt bekräftigten, dass alle möglichen technischen Voraussetzungen für das Filmfestival und für andere Nutzer geschaffen würden. Schwerpunkt müsse aber Sprechtheater bleiben – eine Akustik für klassische Konzerte wäre noch mal 150 000 Euro teurer.
Schließlich signalisierte SPD-Fraktionschef Ralf Eisenhauer auch die Zustimmung der SPD, Fontagnier folgte für die Grünen. Auf Drängen von Eisenhauer wird sich der Kulturausschuss aber noch mal damit befassen, wie und durch wen der Saal wie oft vermietet wird.