Heinrich-Lanz-Schule II: Fraktionen und Jugendverbände zeigen sich „entsetzt“ über Sicherheits- und Baumängel
Von unserem Redaktionsmitglied Christine Maisch-Straub / © Mannheimer Morgen, Freitag, 14.06.2013
„Katastrophale Rahmenbedingungen“ empören die einen, von einem „ungeheuren Vorgang“ und „Entsetzen“ sprechen die anderen: Jetzt machen sich bildungspolitische Sprecher der Parteien und Jugendverbände vor Ort ein Bild vom Ausmaß des Sanierungsstaus in der Heinrich-Lanz-Schule II. Schüler und Lehrer beklagen seit Monaten, dass die Sicherheits- und Baumängel in ihrer Schule inzwischen lebens- und gesundheitsgefährdend seien. Ein Gutachten des Regierungspräsidiums Karlsruhe bezeichnet den „äußerst grenzwertigen Zustand“ der Labors als „nicht länger tragbar“ (wir berichteten).
Was CDU-Stadträtin Rebecca Schmitt-Illert besonders aufbringt, ist die Tatsache, dass Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb auf „MM“-Anfrage auf die Haushaltsberatungen verweist: „Wenn Gefahr in Verzug ist können wir doch nicht auf die Etatberatungen warten. Das Risiko für die Schüler besteht jetzt und nicht erst im Januar.“
Das sieht FDP-Fraktionsvorsitzender Volker Beisel genau so: „Die Sicherheit von Schülern und Lehrern hat Priorität. Da muss der Schulträger sofort handeln.“
„Aufgeschreckt“ habe der Mängelbericht samt Fotos, den Schülersprecher den Fraktionen zukommen ließen, auch Lena Kamrad, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Sie will die Missstände in den kommenden Tagen in der Schule in Augenschein nehmen.
Gefährlicher Schulbesuch?
Die bezeichneten CDU-Fraktionsmitglieder vor Ort bereits als „katastrophal“. Dezernentin Dr. Freundlieb habe trotz mehrfacher Hinweise bisher nicht reagiert. Für Stadtrat und Handwerksmeister Bernd Kupfer „ein ungeheurer Vorgang“. Zwar räumt Grünen-Bildungssprecher Dirk Grunert ein, dass der Sanierungsstau an den Schulen insgesamt immens sei. Dennoch: „Die Sicherheit geht immer vor. Punkt aus.“
Das liegt auch der Parteijugend am Herzen. „Schulbesuch darf kein Gesundheitsrisiko sein“, fordert Tobias Retzbach, Sprecher der Grünen Jugend. Über einen „chronisch unterfinanzierten Bildungssektor“ klagt Juso-Kreisvorsitzender Christian Dristram.
Dem hingegen stecke die Stadt viel Geld in „vermeintliche Prestigeprojekte“, wie Emanuel Kollmann, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen, kritisiert. Es müsse doch möglich sein, diese Millionen sinnvoller in Bildung anzulegen. Und Manuela Peterka, Sprecherin der Jungen Piraten, ergänzt: „Bildung ist der falsche Ort zum Sparen!“
Als „Schande für den Bildungsstandort“ bezeichnet Katharina-Sarah Dörr, Jungen Union-Kreisvorsitzende, den „desolaten baulichen Zustand“ der Schule am Neckar. Und ver.di stimmt mit ein: „Wir finden, Bildung in Mannheim geht besser.“ Nicht nur die Gefahr für Schüler und Lehrer, „als oberstes Gebot“, sondern auch für den Ausbildungsstandort sieht Harald Töltl von der IHK: „Die Firmen-Kunden erwarten Produkte von höchster Qualität. Das muss dann aber auch an unseren Schulen für die Ausbildung derer gelten, die sie produzieren.“
„An der Heinrich-Lanz-Schule II bestehen unbestreitbar Mängel am Gebäude, auch eine Verbesserung der Fachraumausstattung wäre wünschenswert“, reagierte gestern die Bürgermeisterin. Um diese und andere Mängel an den beruflichen Schulen der Quadratestadt zu beheben, habe die Verwaltung zusätzliche 2,1 Millionen Euro für den kommenden Haushalt angemeldet.