Von unserem Redaktionsmitglied Thorsten Langscheid / © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 24.07.2013
Es könnte ein Kombi-Schwimmbad entstehen und ein „Boulevard Birkenauer Straße“, ein Baggersee am Waldrand, eine „entschleunigte B 38“ oder ein Freiland zur kreativen Nutzung durch Gewerbetreibende und Bürger, wo heute die leeren Wohnblocks der Amerikaner stehen. Dies sind einige Aspekte aus den Ergebnissen des schrittweisen („iterativen“) Planverfahrens zur künftigen Nutzung der amerikanischen Benjamin-Franklin-Wohnsiedlung zwischen Käfertal und Vogelstang. Die entsprechende Beschlussvorlage segnete der Gemeinderat gestern Nachmittag bei Enthaltungen aus den Reihen der FDP ab.
In den kommenden Jahrzehnten soll hier ein neuer, bunt durchmischter Stadtteil entstehen (wir berichteten), für den zunächst ein Masterplan sowie zugehörige „Roadmaps“ (etwa: Ablaufpläne) erstellt werden sollen. Dabei, so betonte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, wolle die Stadt nach Möglichkeit die rund 144 Hektar des ehemaligen Wohngebiets sowie der benachbarten ehemaligen Sullivan- und Funari-Kaserne erwerben – genauso, wie bereits bei der Turley-Kaserne in der Neckarstadt und vor wenigen Tagen erst bei der Taylor-Kaserne auf der Vogelstang verfahren wurde. Ein Vorgehen, das die „volle Unterstützung“ der SPD erhalte, wie Stadtrat Reinhold Götz betonte.
Klar sei, so Kurz auf Einwände von FDP-Fraktionschef Volker Beisel und seinem CDU-Kollegen Carsten Südmersen, dass der Grunderwerb nicht auf einen Schlag erfolgen könne, sondern in einem zeitlich länger dauernden Verfahren erfolgen solle. Während Beisel und die FDP sich gegen einen Zwischenerwerb der ehemaligen Militärgrundstücke wandten („durch die doppelte Grunderwerbssteuer und die Verzinsung verteuert dies nur den Bodenpreis!“), sah Südmersen „die Wahrheit in der Mitte“. Es komme für die Stadt nicht darauf an, alle Flächen grundsätzlich zuerst selbst zu besitzen, sondern darauf, dass eine sinnvolle Vermarktung der Grundstücke und eine gute Stadtentwicklung gewährleistet sei. Vorrangig müsse die ehemalige Offizierssiedlung vermarktet werden.
Lob für den Benjamin-Franklin-Planungsprozess, bei dem Mitarbeiter der Stadtverwaltung, verschiedener Architekturbüros, sowie Mitglieder des Gemeinderats und der Bezirksbeiräte seit vergangenem Sommer hinter verschlossenen Türen getagt hatten, kam von allen Fraktionen der Bürgervertretung. Die weiteren Planungsschritte sollen in ähnlicher Weise von der städtischen Konversionsgesellschaft MWSP ausgeführt werden: „handlungsorientierte Akteure und potenzielle Interessenten“ sollen konkrete Ideen und Projekte in kleinen Workshops entwerfen, entwickeln und konkretisieren, wie es in dem Ratsbeschluss heißt.
Ebenfalls grünes Licht gab der Gemeinderat für eine Machbarkeitsstudie zum Museumsprojekt Zeitstrom. 70 000 Euro sollen aufgewendet werden, um abzuschätzen, wie auf den freiwerdenden Militärflächen eine Art historischer Lehrpfad entstehen könnte. Dabei, so kritisierte Stadtrat Rolf Dieter (Freie Wähler) sei offenbar auch an Pfahlbauten gedacht, die es aber historisch in der Region nie gegeben habe.