Wahlkampf: Minister und Baden-Württemberg-Spitzenkandidat Dirk Niebel wirbt um Stimmen für die FDP – damit „dieses Land weiter so gut funktioniert wie bisher“
© Mannheimer Morgen, Samstag, 24.08.2013
Dirk Niebel hätte am Donnerstagabend auch in der Talkshow von Maybrit Illner sitzen und über die Lage in Ägypten diskutieren können. Doch der baden-württembergische FDP-Spitzenkandidat und Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zog den Wahlkampf in Mannheim vor. Statt Illner interviewte ihn dort die Travestiekünstlerin Céline Bouvier – inhaltlich vielleicht nicht ganz so fit wie die Talkerin aus Berlin, dafür aber deutlich unterhaltsamer.
Die Mannheimer Liberalen um ihre Bundestagskandidatin Birgit Reinemund hatten zu diesem originellen Wahlkampftermin ins Rhein-Neckar-Theater in Neckarau eingeladen und Markus Beisel alias Bouvier als Moderatorin gleich mit engagiert. Die saß Niebel im engen lila Lederkleid gegenüber, und der Minister zeigte gleich beim ersten Thema Renteneintrittsalter, dass auch er recht schlagfertig ist: „Sie haben ja noch eine Weile, sie sind ja erst 40.“ Aber wenn es dann mal an die 60 rangeht, dann spricht sich Niebel bei Céline Bouvier wie auch bei allen anderen Bürgern gegen ein festes Eintrittsalter aus. Über den Zeitpunkt seines Ruhestandes müsse jeder, je nach Beruf und persönlicher Situation, selbst entscheiden können.
In dem rund einstündigen, launigen Gespräch ging es um Entwicklungshilfe (Niebel versteht sein Ministerium nicht als „Weltsozialamt“, sondern will mit Hilfe der Privatwirtschaft die Situation in den Ländern verbessern) genauso wie um die Diskriminierung von Homosexuellen in vielen Ländern („Jeder soll sein Leben so leben, wie er es möchte, ohne vom Staat verfolgt zu werden“). Mit Blick auf die wirtschaftliche Situation in Deutschland sagte der Politiker, dass es „uns“ doch „saumäßig gut“ gehe. Seine Partei wolle auch künftig dazu beitragen, „dass dieses Land weiter so gut funktioniert wie bisher“.
Mit diesem Argument hatte zuvor auch Birgit Reinemund um die Stimmen der Wähler geworben. Die Wirtschaft wachse, die Reallöhne seien gestiegen, die Arbeitslosigkeit niedrig – aus ihrer Sicht gute Gründe, am 22. September die FDP zu wählen. Die „Planwirtschaft“ und das „Rundum-Sorglos-Paket eines Nanny-Staates“, den die Opposition wolle, lehne sie ab. imo