Bundestagswahl: Birgit Reinemund will für die FDP wieder in den Bundestag / Tierärztin mit Wirtschaftserfahrung
Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm / © Mannheimer Morgen, Dienstag, 10.09.2013Politik, das war nie ihr Lebensplan. Birgit Reinemund sitzt in ihrem Feudenheimer Garten, sie lacht kurz auf, dann wird sie schnell wieder ernst. „Aber ich habe eben Freude daran, ins kalte Wasser zu springen. Und dann zu schwimmen.“ Seit vier Jahren sitzt die Mannheimerin für die FDP im Bundestag. 2009 war ihr Einzug ins Parlament eine kleine Überraschung, Reinemund war außerhalb ihrer Partei eher unbekannt. Jetzt, sagt sie, will sie weitermachen. Auch wenn das nicht ganz leicht wird. Doch dazu später.
Angefangen hat alles im Jahr 2002. Birgit Reinemund, eigentlich Tierärztin, ist damals schon in ihrem zweiten Beruf als Geschäftsführerin eines kleinen Unternehmens tätig. Sie war, erzählt sie heute, „schockiert, dass Rot-Grün noch einmal die Wahl gewonnen hat“. Sie entscheidet sich, selbst in die Politik zu gehen, sie sucht nach der richtigen Partei, denkt dabei durchaus auch über die Grünen nach – und findet die FDP. „Es ist ganz klar die Partei, die meine Grundeinstellungen wiedergibt: Freiheit und Selbstbestimmung“, sagt die 54-Jährige. „Ich bin gegen staatliche Bevormundung. Der Staat soll den Rahmen bieten, mehr nicht.“
Bei dieser Bundestagswahl gehe es wieder mal um die Grundrichtung: „Will ich einen Staat, der das Rund-Um-Sorglospaket bietet, oder will ich eine Soziale Marktwirtschaft im eigentlich Sinne?“, sagt Reinemund. Sicher, manches, was die CDU im Wahlkampf für sich entdeckt hat, gefalle ihr gar nicht, die Idee einer Mietpreisbremse etwa. „Aber das gibt uns doch die Möglichkeit, uns von der Union abzugrenzen. Wir sind eine eigenständige Partei.“ Abgrenzen, das hat die FDP etwa beim Betreuungsgeld allerdings nicht getan. Diese Idee der CSU haben die Liberalen im Bundestag schließlich mitgetragen. Koalitionen bringen eben auch Kompromisse mit sich, sagt Reinemund, zudem sei das Betreuungsgeld nicht entscheidend. Dabei ist sie bemüht, dieses Thema eher nicht in den Vordergrund zu stellen.
„Schlaflose Nächte“ hätten ihr ohnehin Abstimmungen zu anderen Themen bereitet. Vor einigen Abstimmungen zur Euro-Rettung habe sie lange Gespräche geführt, um schließlich doch mit ihrer Partei zu stimmen. „Ich mag es nicht, wenn es heißt, wir würden Entscheidungen ,abnicken‘. Jeder Abgeordnete entscheidet selbst, auch ich.“
Im Bundestag hat es Reinemund auf wichtige Positionen geschafft. Sie ist kommunalpolitische Sprecherin ihrer Fraktion und Vorsitzende des Finanzausschusses. Wie lange die Euro-Krise noch weitergeht, das könne sie nicht sagen, so die gebürtige Gartenstädterin. „Aber ich sehe gewisse Hoffnungsschimmer. Und eines ist klar: Zurzeit profitieren wir in Deutschland von der Krise.“
Zwei Schmetterlinge tanzen neben Reinemund in der Luft, aus dem Nachbargarten hört man einen Brunnen plätschern. Es ist ein kleines Idyll, das sie sich hier draußen geschaffen hat. Politik dagegen ist anders. Persönliche Angriffe, Beschimpfungen im Internet, so etwas falle ihr schwer, sagt die Abgeordnete, „obwohl ich ein dickeres Fell bekommen habe.“ Auch dass es im politischen Betrieb oft lange dauere, bis Entscheidungen fallen, bereite ihr manchmal Probleme – „als Geschäftsführerin in einem Unternehmen konnte ich selbst entscheiden.“ Und doch: Jetzt, da sie schwimmen gelernt hat in der Bundespolitik, jetzt will sie weitermachen. Gerne wäre sie auf der Landesliste auf einen besseren Platz gekommen, es wurde Rang zehn – kein sicheres Ticket nach Berlin. „Das belastet mich nicht, aber ich hätte diese Spannung jetzt nicht gebraucht“, sagt sie. Ein einfacheres Steuerrecht, die Finanzierung der Kommunen – Reinemund hat noch Ziele, bevor sie in ein neues kaltes Wasser springen will.