Braucht die Region einen Regionalflughafen und wenn ja, stellt das Coleman Airfield in Mannheim-Sandhofen eine zukunftsfähige Alternative dar? – Diese Fragen stellt derzeit die FDP-Fraktion in Mannheim. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich den Bedarf klären, um nichts zu verschlafen“, so die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Elke Wormer gestern gegenüber der Presse. 15 bis 20 Jahre würde es dauern, die Umnutzung des bisherigen militärischen Flugplatzes für den zivilen Luftverkehr überhaupt zu realisieren. In Anbetracht dieses langen Zeitraums dürften auf dem Coleman-Gelände jetzt keine Pflöcke eingeschlagen werden, die langfristig die Entstehung eines Regionalflughafens verbauen würden. „Der Oberbürgermeister soll das Thema auf die Regionalkonferenz bringen“, ist auch die stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Stadträtin Birgit Sandner-Schmitt der Auffassung, dass Mannheim als Zentrum der Metropolregion das Heft in die Hand nehmen solle.
Mit ihrem Vorstoß steht die FDP-Fraktion in Mannheim derzeit so gut wie allein da. CDU, Grüne, Linke und SPD lehnen einen Flughafen im Mannheimer Norden ab. Lediglich die Mannheimer Liste sieht in Coleman eine Alternative zum bisherigen City-Airport in Mannheim-Neuostheim. „Eine Perspektive hat Neuostheim nicht“, befürchten Wormer und Sandner-Schmitt, dass mit Inkrafttreten der neuen EU-Sicherheitsvorschriften 2013 die Existenz des City-Airports gefährdet sei. Die beiden anderen Verkehrslandeplätze der Region in Worms und in Speyer seien im Hinblick auf die Erweiterung zum Regionalflughafen ebenfalls schwierig, räumt Wormer gleichzeitig ein, dass auch im Falle von Coleman die Landebahn ausgebaut und Flugbewegungen in unmittelbarer Nähe zur BASF nicht unproblematisch seien. „Doch wenn wir den Wirtschaftsstandort sichern und weitere Medizin-Cluster nach Mannheim holen wollen, dann brauchen wir den Regionalflughafen“, plädieren die FDP-Vertreterinnen dafür, dass die Region, die betroffenen Bundesländer und die Industrie sich umgehend zusammensetzen sollten, um den Bedarf ebenso zu klären wie die Verteilung von Kosten und Nutzen.
„Die Region ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort im Land, und zur notwendigen Infrastruktur gehört eine adäquate Anbindung im Luftverkehr“, glaubt Dr. Hans-Ulrich Rülke, dass Speyer und Mannheim dieser Anforderung mittelfristig nicht gerecht werden. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Baden-Württemberg war auf Einladung seiner Mannheimer Parteikollegen gestern extra zu einem Vororttermin nach Mannheim gereist. Und er wurde noch deutlicher: „Wäre ich hier politisch verantwortlich, würde ich fragen ‚Wo ist der Platz für einen solchen Regionalflughafen?’“ Rülkes Rat: In der Region zu einer einvernehmlichen Entscheidung zu kommen. Wenn das der Fall sei, dann sei das Land „sich seiner Verantwortung bewusst“, stellte Rülke Mittel für die Infrastrukturmaßnahme in Aussicht.
„Ich selbst wohne im Mannheimer Norden und bin trotzdem für den Standort Coleman“, hat Elke Wormer Verständnis für die Angst der Menschen vor Lärmbelästigungen. Allerdings glaubt sie nicht, dass es „schlimmer werden wird als bisher“. Schwere Hubschrauber würden auf einem zivil genutzten Flughafen schließlich nicht landen, und es gäbe ein Nachtflugverbot. Die Tatsache, dass 500 Firmen in der Region die drei genannten Verkehrslandeplätze nutzten, rechtfertige es, die Fragestellung „Brauchen wir einen Regionalflughafen?“ mit Blick auf das Coleman-Airfield aktiv anzugehen und umgehend auf die regionale Agenda zu setzen.