Viele müssen weichen, damit das neue Industriegebiet Friedrichsfeld-West entstehen kann: Amerikanische Soldaten genauso wie die Schützen aus Seckenheim, und auch eine Population Mauereidechsen muss umgesiedelt werden. Die Stadtplaner haben sich zwei Jahre lang mit dieser neuen Gewerbefläche beschäftigt, auf der mal die Firma Vögele bauen sollte. Jetzt haben die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik dem Entwurf für den Bebauungsplan mehrheitlich zugestimmt, so dass dieser nun noch im November im Collini-Center ausgelegt werden kann. Neben viel Lob für die Planer waren aber auch kritische Stimmen zu hören – wegen der hohen Kosten von knapp 30 Millionen Euro für das Industriegebiet.
40-Millionen-Neubau von Dachser
Stadtplaner Robert Staible hatte in der Sitzung noch einmal erläutert, was auf der 30-Hektar-Fläche entstehen soll, die im Norden von der Autobahn nach Heidelberg und im Süden von der Firma Friatec begrenzt wird. Das konkreteste Projekt ist der 40-Millionen-Neubau der Firma Dachser. Die Spedition will ab dem Frühjahr neben ihrem jetzigen Standort ein fast doppelt so großes Logistikzentrum bauen und dann ihre Beschäftigtenzahl von 254 auf 360 erhöhen. Derzeit nutzt die US-Armee noch einen großen Teil des künftigen Industriegebiets. Die Stadt kauft dem Bund die Flächen ab, die Amerikaner verlagern einen Teil ihrer Anlagen nach Kaiserslautern, den anderen nach Feudenheim. Die Stadt finanziert diesen Umzug, die Rede ist von einem Kostenvolumen von rund sechs Millionen Euro. Auch den Umzug der Schützengesellschaft 1896 Seckenheim aus dem künftigen Industriegebiet auf ein neues Areal nördlich der Autobahn unterstützt der Steuerzahler mit 1,2 Millionen Euro. Alles in allem koste das Industriegebiet 29,5 Millionen Euro, sagte Staible. Durch den Verkauf der Gewerbeflächen sollen 22,5 Millionen Euro zurückfließen. Der Rest wird als Investition in Arbeitsplätze gesehen.
Stadtrat Ralf Eisenhauer (SPD) wies deshalb auch auf die „große ökonomische Bedeutung“ dieses neuen Gebiets hin. „Wir sorgen vor, damit Mannheim ein attraktiver Standort bleibt.“ Konrad Schlichter (CDU) konnte ihm da nur zustimmen. „Wir schaffen hier im Nachgang zu Vögele Flächen, die wir damals hätten brauchen können.“
Kritik kam von FDP, ML und Grünen. „Hier wird sehr viel Geld ausgegeben, um ein Industriegebiet entwickeln zu können“, sagte Grünen-Fraktionschef Wolfgang Raufelder. Hätte man noch ein wenig gewartet, hätte man sich das „Umzugsgeld“ für die US-Armee sparen können. Und auch die Schützen hätte man durch ein verändertes Baufenster weiter von neuen Gebäuden weghalten können, statt sie auf „unverbrauchtes Gelände“ zu setzen.