Es brennt, die Feuerwehr kann wegen kaputter Fahrzeuge aber nicht ausrücken? Was wie ein Witz klingt, ist vor ein paar Wochen in Wallstadt passiert. Die Berufsfeuerwehr war zwar sofort da, doch die als Unterstützung angeforderte Freiwillige Feuerwehr des Vororts kam nicht, weil zwei ihrer Fahrzeuge in der Werkstatt waren, der dritte Wagen plötzlich noch einen Defekt hatte.
Auch wenn das so drastisch ein Einzelfall war – „die Ausfallhäufigkeit nimmt zu“, beklagt Bernd Zingraff, als Stadtbrandmeister oberster Repräsentant der Freiwilligen Feuerwehr. Viele Fahrzeuge seien ohnehin nur noch betriebsbereit, da sie in der eigenen Werkstatt gepflegt würden: „Ersatzteile sind teurer oder gar nicht zu bekommen, die Mannschaft ist unzufrieden“, sagt Zingraff: „Die Leute sind doch ehrenamtlich tätig und genervt, wenn sie dann auch noch hören, dass es für sie kein Geld gibt, weil die Budgets aufgebraucht sind.“
Daher warnte der Stadtfeuerwehrverband gerade bei seiner Verbandsversammlung vor weiteren Sparmaßnahmen bei der Feuerwehr. „Wir fordern nichts für uns, wir fordern für die Sicherheit der Bürger“, verdeutlichte dessen Vorsitzender Karl F. Mayer und warnte vor „Qualitätsverlust für die Sicherheit, einer Gefahr für die Einsatzkräfte selbst und die Bürger“. Noch intern schlug auch der Personalrat der Berufsfeuerwehr Alarm.
Anschaffungen verschoben
Geärgert hat die Feuerwehrleute, dass im Zuge der Finanzkrise für 2009 fest vorgesehene Anschaffungen ins neue Jahr verschoben wurden. Das betrifft etwa den Ersatz des größten Tanklöschfahrzeugs, das 5000 Liter Wasser an Bord hat. Es ist fast 30 Jahre alt, hat 200 000 Kilometer auf dem Tacho und kann wegen eines Risses im Schaumtank gar nicht mehr komplett befüllt werden. Die Ausschreibung für eine Neuanschaffung war schon fertig, wurde vom Rathaus in letzter Minute gestoppt.
Doch in den Hallen steht noch manches Fahrzeug mehr, das den Namen „Methusalem“ verdient hätte. Schon vor dreieinhalb Jahren antwortete der Oberbürgermeister auf eine Frage von FDP-Stadtrat Volker Beisel, dass viele Wagen zwischen 19 und 28 Jahre alt sind, der Altersschnitt aller Fahrzeuge bei 15,2 Jahren liegt – üblich sind bei einer Berufsfeuerwehr zwölf Jahre.
Ein 30 Jahre alter Schlauchwagen musste vor einigen Monaten stillgelegt werden – er kam nicht mehr durch den TÜV. Der zweite Schlauchwagen kommt auf 20 Jahre, als Ersatz für beide soll ein Container angeschafft werden – wenn Geld da ist. Das Pulverlöschfahrzeug ist ebenso 30 Jahre alt wie der Rüstwagen mit all dem Gerät für Lkw- oder Stadtbahnunfälle oder das Einsatzleitfahrzeug für Großeinsätze. Ein Lkw-Anhänger kommt gar auf 36 Jahre, und mancher Pkw oder Mannschaftstransporter ist so klapprig, dass er kaum vom Hof darf. Auch die Höhenretter warten dringend auf Ersatz, weil ihr kleiner Wagen derzeit so mit dem modernen Rettungs-Material überladen ist, dass sie bei Einsätzen immer mit einem zweiten Fahrzeug ausrücken müssen – was eigentlich unnötig wäre.
Betroffen ist auch die Freiwillige Feuerwehr, die meist ja vom Bund beschaffte Wagen des Katastrophenschutzes fährt. Im Gerätehaus Neckarau etwa bleibt derzeit ein Platz leer: Die Reparatur des Löschfahrzeugs wäre teurer als der Zeitwert, und das ist kein Einzelfall.
Zumindest stehen drei neue Tanklöschfahrzeuge (je 2400 Liter) für die Freiwilligen Feuerwehren oben auf der Prioritätenliste – weil es dafür Landeszuschüsse gibt. Auch ein 30 Jahre altes Fahrzeug der Wache Süd steht vor der Auswechslung – 2010, dieses Jahr geht nichts mehr. „Aber man hat seit Jahren immer wieder verschoben, das geht so nicht mehr weiter“, klagt Zingraff.