Rhein-Neckar. Jugendliche, die mit Lokalpolitikern in der Straßenbahn diskutieren: Dass eine solche Idee funktionieren kann, zeigte die Aktion Steig ein – Du bist am Zug des Vereins Starkmacher! in der OEG von Heidelberg nach Mannheim am Mittwoch und Donnerstag, an der insgesamt 300 Schüler teilnahmen. Am Sonntag, 11. Oktober, rollt der Sonderzug wieder los – und dieses Mal dürfen auch Erwachsene und andere Jugendliche einsteigen. Start ist um 10.30 Uhr am Bismarckplatz in Heidelberg, ein Fahrschein ist nicht nötig.
Mit an Bord sind unter anderem die Mannheimer Stadträte Volker Beisel (FDP), Raymond Fojkar (Grüne) und Gudrun Kuch (Linke). Ob der Bad Dürkheimer SPD-Landtagsabgeordnete Manfred Geis, der ebenfalls eingeladen wurde, die Zeit hat, sich den Fragen der Fahrgäste zu stellen, war gestern noch unklar. Ein Vertreter der CDU sei auch angefragt worden, hieß es aus dem Mannheimer Starkmacher!-Büro, habe jedoch abgesagt.
Was sie verdienen, warum man sie wählen solle, wann die Studiengebühren abgeschafft würden und was sie gegen Kinderarmut tun – das wollten die Schüler bei der Fahrt am Mittwoch und Donnerstag von den Lokalpolitikern wissen. Den Mannheimer Stadtrat Thomas Trüper von den Linken fielen nach Angaben der Starkmacher! die Antworten nicht leicht. Er sei es nicht gewohnt, mit dieser Altersgruppe zu sprechen, entschuldigte er sich. Überrascht sei er vor allem vom Problembewusstsein der jungen Leute: Sie können sehr gut in Worte fassen, was in ihrer Umgebung schief läuft, wo es Probleme gibt. Mich hat sehr nachdenklich gemacht, wie wenig Hoffnung sie haben, daran etwas ändern zu können.
Situation für Stadträte ungewohnt
Auch sein Ratskollege Gerhard Fontagnier von den Grünen tat sich mit dem ungewohnten Ambiente etwas schwer, teilte der Verein mit. Die kleinen Gruppen von Jugendlichen von der Realschule in Mannheim-Seckenheim, des Ladenburger Carl-Benz-Gymnasiums und der Schlossschule Ilvesheim wechselten im 20-Minuten-Takt ihre Gesprächspartner. Nicht immer reichte deshalb die Zeit, um in die Tiefe zu gehen. Ein bisschen hektisch fand das Fontagnier. Immerhin habe sich die Gelegenheit geboten, die eigenen Sichtweisen zu überprüfen. Wir müssen hinhören, lautete sein Fazit. Es hängt von uns ab, ob wir daraus etwas lernen.
Als Nächstes planen die mit EU-Mitteln geförderten Starkmacher! im März 2010 ein Seminar für Jugendliche, in dem sie sich über die Themen, die sie für wichtig halten, weiter mit Politikern auseinandersetzen sollen.