Der Unterschied war eklatant. Die meisten der Kommunalpolitiker, die an jenem Abend im Gemeindesaal der evangelischen Martinskirche auf der Bühne saßen, kamen direkt von einer Podiumsdiskussion im Stadthaus N 1. „Dort waren weniger Leute als hier“, berichteten sie unisono. „Rheinau-Süd hat also vielleicht doch kein Identitätsproblem“, freute sich Albert Treber.
Treber, zusammen mit Roseluise Köster-Buhl Sprecher der Bürgerinitiative Rheinauer See, hatte zu dieser Diskussion eingeladen. Allerdings nicht primär, um das Thema Bebauung am See zu diskutieren, gegen die sich ihre Initiative gebildet hatte; denn derzeit läuft die Klage der Anwohner, und die ersten fünf Baugenehmigungen sind bereits erteilt.
Nein, die engagierten Bürger wollten über dieses Detailproblem hinaus das Thema Lebensqualität in Rheinau-Süd diskutieren und dafür die anstehende Gemeinderatswahl nutzen. „Ohne die Wahl wären die Politiker heute Abend nicht gekommen“, ahnte einer der Anwesenden.
Das sah Marianne Bade (SPD) natürlich anders. Sie verwies auf ihr Engagement für den Ortsteil, in dem sie seit 1984 wohnt und der sich gut entwickelt habe. Für die Zukunft komme es darauf an, dass die Entwicklung vom Neubaugebiet mit vielen Kindern zu einem Wohngebiet mit immer mehr Älteren auch in der Infrastruktur berücksichtigt werde. Paul Buchert (CDU) plädierte zur Bewältigung der Aufgaben für ein gemeinschaftliches Vorgehen nach dem erfolgreichen Vorbild der Hochstätt – nicht, weil er beide Ortsteile gleichsetzen wolle, wie er nach Kritik seiner Kollegen vom Podium präzisierte, sondern weil die dort eingerichteten Arbeitskreise viel Wertvolles zutage fördern würden. Politisch verwies er auf sein Engagement für die Gerhart-Hauptmann-Schule, etwa für die anstehende Sanierung und den Bau der Turnhalle.
Da wurde Rolf Dieter (ML) ein wenig sauer. „Es war die CDU-Fraktion, die die Halle trotz Prioritätenliste gekippt hat“, erinnerte Dieter: „Die Geschichte Halle ist ein Trauerspiel.“
Auch die Chancen für eine Straßenbahn nach Brühl sah Rolf Dieter wenig realistisch, plädierte stattdessen – um für die Menschen von Rheinau-Süd wenigstens eine kleine Verbesserung im Nahverkehr zu erreichen – dafür, endlich den versprochenen Kompaktbahnhof am Bahnhof Rheinau zu verwirklichen.
Außerdem müsse sich die Stadt mehr kümmern, „was am See abgeht“. Dieter sagte voraus, dass die öffentliche Toilette auch nach der 170 000 Euro teuren Renovierung erneut zerstört werden würde.
Auch Wolfgang Raufelder (Grüne) plädierte für die Straßenbahn-Anbindung auf einer Trasse nach Brühl. Überhaupt müsse man enger mit Brühl kooperieren, um etwas in Rheinau-Süd zu bewegen. Gerhard Schäffner (Bürgerunion) forderte eine größere Aufmerksamkeit der Stadt Mannheim für ihre Vororte.
Claus Präg, Ratskandidat der FDP und der einzige, der in Rheinau-Süd groß geworden ist, sorgte sich um die Zukunft der Infrastruktur, vor allem um die Einkaufssituation, aber auch die Zukunft dieses Gemeindesaales, dessen Unterhaltungskosten die Martinsgemeinde drücken. Da der Jugendtreff Zündholz doch sehr weit entfernt sei, biete sich eine Nutzung für die Jugendarbeit an, so Präg.
Auf Anregung von Marion Esser, Konrektorin der Hauptmann-Schule, werden die angerissenen Themen in einer Art Agenda-Prozess weiter eingehend diskutiert werden.