Soziale Gerechtigkeit, staatliche Unterstützung für marode Konzerne und Studiengebühren – das waren einige der Themen, die den Oberstufenschülern des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS) unter den Nägeln brannten.
In einer Podiumsdiskussion legten Vertreter der vier größten Parteien ihre Standpunkte dar. Auf Schülerseite stellten Stephanie Goetzke, Lars Bischoff, Mathias Schmelzer, Paul Bacher und Christian Bühler kritische Fragen. Ihnen gegenüber saßen die Mannheimer FDP-Bundestagskandidatin Dr. Birgit Reinemund, die Bundestagsabgeordneten Dr. Karl A. Lamers (CDU) und Lothar Binding (SPD) sowie der Landtagsabgeordnete Uli Sckerl von den Grünen.
Bei der Frage des achtjährigen Gymnasiums (G8) machte vor allem Binding beim Publikum Punkte. „Die Lernverdichtung durch G8 bringt Hektik und eine unnötige Stresskomponente in den Unterricht“, bemerkte er. „Wir haben die Einführung in Baden-Württemberg abgelehnt, da die Lehr- und Bildungspläne nicht vernünftig entrümpelt wurden“, erklärte auch Sckerl und schlug vor, G8 und G9 wie beim Modellprojekt einer Mosbacher Schule parallel laufen zu lassen. Einig waren sich alle Politiker, dass das Übergangsjahr, wenn die Jahrgänge mit G8 und G9 gleichzeitig Abitur machen, schlecht organisiert sei und die Schulen allein gelassen würden. Reinemund und Lamers sprachen sich jedoch für die verkürzte Schulzeit aus, da die Abiturienten früher ins Erwerbsleben eintreten und im internationalen Vergleich besser mithalten könnten.
Zwei gegensätzliche Meinungen ließen sich auch beim Thema Studiengebühren ausmachen. „Die Gelder kommen voll und ganz den Universitäten zugute“, betonte Lamers. Das mache sich in einer verbesserten Ausstattung, mehr Tutoren, kleineren Gruppen und besser ausgestatteten Bibliotheken bemerkbar. Angesichts verschiedener Möglichkeiten, die Gebühr erlassen zu bekommen, sei sie auch nicht unsozial. „Die Finanzierung ist nachgelagert, die Absolventen müssen die Gebühren also erst dann bezahlen, wenn sie Einkünfte haben“, sekundierte Reinemund, während Binding durch die Gebühr eine soziale Auslese befürchtete. „Wenn die siebtgrößte Industrienation nicht in der Lage ist, eine Ausbildung kostenlos zur Verfügung zu stellen, machen wir einen schweren Fehler und versündigen uns an der Zukunft“, rügte Sckerl unter dem Beifall der Schüler.
Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise forderte Lamers, als es um staatliche Unterstützungen ging. „Wir müssen mehr auf mittelständische Betriebe setzen, denn sie schaffen die Arbeitsplätze in Deutschland.“ Reinemund kritisierte, dass die Automobilindustrie schon vor der Krise nicht auf neue Technologien gesetzt habe. Die Abwrackprämie sei ein Fehler gewesen, begünstige er doch einseitig die Autoindustrie. Im Falle einer Pleite würde ein Konzern wie Opel etwa 12000 Zulieferbetriebe mitreißen, hielt Binding dagegen. Den Schlusspunkt setzte KGS-Direktor Matthias Nortmeyer: „Wie auch immer Sie über diese Themen denken, gehen Sie zur Wahl.“ Die Bundestagswahl ist am 27. September.