In seiner allerersten Sitzung hat der neue Gemeinderat gleich Nägel mit Köpfen gemacht und einen vorläufigen Schlusspunkt unter ein kommunalpolitisches Reizthema gesetzt. Das Strandbad am Rhein, im Volksmund „Mannheimer Lido“ genannt, soll endlich einen gastronomischen Ganztagesbetrieb bekommen. Im Herbst wird mit dem Bau des Gaststättengebäudes begonnen, im Sommer nächsten Jahres soll alles fertig sein. Wer das Lokal betreibt, ist noch offen, der Betrieb wird neu ausgeschrieben
Rund 400 000 Besucher kommen jährlich an den „Lido“. Die idyllische Rheinschleife zwischen Kilometer 419 bis 420 ist ein beliebtes Ziel für Sonnenanbeter aus der ganzen Region, wenn auch das Baden im Rhein aus Sicherheitsgründen verboten ist. Seit Jahren fehlt hier eine familienfreundliche Gaststätte, die es früher einmal gab. Das soll sich nun ändern. Mit den Stimmen der SPD, der Grünen und der Linken Liste wurde nach langer und intensiver Diskussion eine „gesamtheitliche Nutzungskonzeption“ beschlossen. Dagegen stimmten die Stadträte der CDU, der Mannheimer Liste und der FDP.
Alles zusammengenommen fallen drei Millionen Euro Kosten an. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft GBG übernimmt im Auftrag der Stadt den Bau und die Instandhaltung des Gebäudes. Die Stadt mietet dann das Gebäude von der GBG zurück und „erwartet, dass sie die Mietkosten durch die Pachtzahlungen des Betreibers umsetzen kann“, so die Verwaltung. Die Stadt gibt einen Zuschuss zu den Baukosten in Höhe von 900 000 Euro. „Die Investition in das Strandbad ist nicht nur eine Investition in die Gastronomie, sondern auch in die Infrastruktur,“ begründete Oberbürgermeister Peter Kurz die Entscheidung.
Der Beschluss löste nicht nur eitel Freude aus. Die CDU-Fraktion kritisierte die „Verschwendung von Rot-Grün in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise“. Man lehne die Pläne des OB ab, eine Gaststätte für über drei Millionen Euro zu errichten. „Wir sind gespannt, wie der Oberbürgermeister den Bürgern erklärt, dass aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise wichtige Investitionen im Bildungsbereich oder bei der Straßensanierung verschoben werden müssen und er gleichzeitig eine luxuriöse Gaststätte auf Kosten der Steuerzahler baut“, wundert sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Carsten Südmersen. Finanziell abgewickelt werden solle die Maßnahme zwar über die Wohnungsbaugesellschaft GBG, um den städtischen Haushalt zu schonen. Da die GBG eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist, gehe es letztendlich um Steuermittel, so Südmersen.
Auch von der Mannheimer Liste kommt Kritik. Rolf Dieter kündigt gar an, den Vorgang von der Aufsichtsbehörde Regierungspräsidium überprüfen zu lassen, weil der Oberbürgermeister über den Tagesordnungspunkt Strandbad in nichtöffentlicher Sitzung abstimmen ließ. „Das hätte in den öffentlichen Teil gehört,“ so Rolf Dieter, der auch die Parkraumbewirtschaftung kritisierte.
Für die Grünen war aber gerade die Parkraumbewirtschaftung mit ausschlaggebend, dafür, dass sie zugestimmt haben. „Damit das jetzige Chaos beendet wird“, so Fraktionsvorsitzender Wolfgang Raufelder. Eine familienfreundliche Gaststätte sei Ziel gewesen, das würde nun erreicht. Zudem begrüßt er die Photovoltaikanlage auf dem Dach.