Die Entscheidung ist – nach vielen Vertagungen und Diskussionen – gefallen: Der Gemeinderat stimmte mit einer knappen rot-rot-grünen Mehrheit im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung gegen schwarz-gelb und Mannheimer Liste für den Bau einer Strandbadgaststätte, die das ganze Jahr hindurch betrieben werden kann. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro.
„Wir wollen eine nachhaltige gastronomische Versorgung, deswegen müssen wir das gescheit machen“, ist das Kernargument von Bürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer für die teuerste der drei Varianten, die zur Debatte standen. Das sieht auch Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz so, „die geplante Investition in das Strandbad ist nicht nur eine Investition in die Gastronomie, sondern in das Gesamtkonzept – auch die Infrastruktur“, betont er. 400 000 Besucher jährlich zähle das Strandbad, diesen müsse ein adäquates Angebot gemacht werden. Ein weiteres Argument liefert Warminski-Leitheußer: „Zwei Gutachter haben unabhängig voneinander bestätigt, dass diese Investitionen nötig sind, um eine ordentliche Bewirtschaftung zu sichern“. Wert legt sie darauf, dass die Gutachten Betreiber-unabhängig sind: „Wir werden im Herbst mit den Arbeiten beginnen und parallel dazu eine neue Pacht-Ausschreibung machen“. Mit dem Betreiber von „Fody“s“- war schon ein Pächter gefunden worden, der sich nun erneut bewerben wird.
Da das Feststehen des Pächters der Grund dafür war, dass die Diskussionen nicht-öffentlich geführt wurden, hatte Rolf Dieter von der Mannheimer Liste beantragt, die Debatte öffentlich weiterzuführen. „Der Oberbürgermeister hat meinen Antrag nicht zur Abstimmung gestellt, weil er wohl fürchtete, dass der Gemeinderat zustimmen würde“, mutmaßt Dieter. Seine Partei überlege nun, den Vorgang beim Regierungspräsidium zu melden, „es ist nicht das erste Mal, dass er öffentliche Themen nicht-öffentlich behandelt und uns so einen Maulkorb verpasst“, so Dieters Vorwurf.
Mit der Entscheidung haben sich die Kosten für den Neubau der Gaststätte am Mannheimer Lido mehr als verdoppelt (wir berichteten mehrfach). Ursprünglich waren für das neue Ausflugsziel in Mannheim 1,6 Millionen Euro vorgesehen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Carsten Südmersen macht aus seinem Ärger über die Entscheidung keinen Hehl: „Wir sind nicht bereit, drei Millionen aus Steuermitteln in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Bau einer Gaststätte zu investieren“, ärgert sich der Christdemokrat. Auch wenn die Stadt den Großteil der Finanzierung über die GBG abwickle, handele es sich „letztendlich um Steuermittel, da die GBG eine 100-prozentige Tochter der Stadt ist“, heißt es in einer CDU-Stellungnahme. „Die Strandbadgaststätte könnte seit fünf Jahren stehen und hätte keinen Cent Steuergelder gekostet“, ergänzt der Neckarauer Stadtrat Claudius Kranz (CDU). Damals sei der Vertrag mit der Eichbaum-Brauerei „an den Forderungen der Stadt gescheitert“, so Südmersen.
Grünen-Stadtrat Wolfgang Raufelder ist erzürnt über die ablehnende Haltung der Christdemokraten: „Sie haben keine Alternative angeboten, die FDP hat wenigstens dafür plädiert, an der provisorischen Lösung festzuhalten.“ Er hält die Entscheidung für die einzig Richtige, „nach den langen Verzögerungen waren wir unter Zugzwang“, gibt er zu. Bis Mitte 2010 soll der Betrieb am Strandbad aufgenommen werden.