Volkstrauertag: Erinnerung an die Opfer von Kriegen und Vertreibung / Zwei Gedenkfeiern auf dem Hauptfriedhof
Von unserem Mitarbeiter Bernhard Haas – Mannheimer Morgen
Tausende Mannheimer sind im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen. Fast keine Familie blieb nach dem Dritten Reich in der völlig zerstörten Stadt von Leid verschont. Der Kreisvorsitzende des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Claudius Kranz, erinnerte bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag gestern an dieses Leid und daran, dass das Soldatenmahnmal auf dem Hauptfriedhof neben der Erinnerung auch eine Aufforderung beinhalte, sich für die Menschenrechte einzusetzen. Eine jahrzehntelange Tradition hat die Feierstunde auf dem Hauptfriedhof. \“Das Erhalten der Grabstätten, die überparteilich gepflegt werden, ist ein sichtbares Zeichen, sich immer gegen Krieg und Terror zu wenden und sich für Frieden einzusetzen\“, sagte CDU-Stadträtin Marianne Seitz.
\“Krieg und Gewalt hinterlässt auf allen Seiten Opfer und Trauer\“, sagte die FDP-Bundestagsabgeordnete, Dr. Birgit Reinemund. \“Gerade für uns Deutsche, die wir seit 65 Jahren in Frieden leben, ist es wichtig, sich für Frieden, Freiheit und Menschenrechte einzusetzen.\“ Dazu zählt die Abgeordnete auch weltweite Kriseneinsätze der Bundeswehr. \“Unsere Welt ist nicht friedlich\“, stellte Reinemund fest, weshalb für Freiheit auch gekämpft werden müsse. Errungenschaften wie die Europäische Union dürften nicht infrage gestellt werden: \“Wir müssen mit unseren Partnern friedlich leben. Das Vermächtnis der Opfer der Kriege heißt Frieden.\“
Die Schulsprecherin des Peter-Petersen-Gymnasiums, Lara Islinger, kennt in Deutschland nur ein Leben ohne Krieg. Sie hält fest: \“Selbst die Befreiung Libyens brachte den Menschen nicht nur ein Leben in Demokratie und Gerechtigkeit, sondern auch die Trauer um verstorbene Verwandte und Freunde.\“ Daraus folgert sie: \“Frieden ist ein Geschenk Gottes, für das es sich lohnt, aktiv zu werden.\“
Frieden als Geschenk Gottes
Auch auf der zweiten Gedenkfeier des Arbeitskreises Volkstrauertag wurde deutlich: Bei der ohne Krieg aufgewachsenen Generation droht die Gefahr des Vergessens. Aus diesem Grund ist das Gedenken an die Opfer von Kriegen und Verfolgungen in der heutigen Zeit besonders wichtig, betonte der Fraktionsvorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion, Ralf Eisenhauer, bei der Feierstunde zum entmilitarisierten Volkstrauertag: \“Wenn kein Betroffener mehr da wäre, wäre dieser Tag wichtig, um die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten.\“ Auf ihrem Schweigeweg gedachte die Arbeitsgemeinschaft den Opfern von Krieg und Faschismus.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Rebmann erinnerte an die vielen Kindersoldaten in der Welt, die in den Mittelpunkt der Veranstaltung gestellt wurden. Allein im Kongo gibt es nach Schätzungen zwischen 30 000 und 50 000 Kinder in Uniform. Kinder können sich nach seinen Worten nur schwer diesem Missbrauch entziehen und bleiben häufig ein Leben lang traumatisiert. \“Häufig werden sie zwangsrekrutiert und zum Foltern und Töten gezwungen\“, so Rebmann.
Danuta Sacher von Terre des Hommes stellte heraus, dass auch Deutschland eines von 26 Ländern weltweit sei, das Soldaten unter 18 Jahren rekrutiert. Sie forderte die Politik auf, der Bundeswehr, deren Werbetat mittlerweile auf 27 Millionen Euro aufgestockt worden sei, die Anwerbung von jungen Menschen an Schulen zu untersagen oder zumindest \“eine kontroverse Diskussion über Für und Wider Bundeswehr zuzulassen\“, so Sacher.
250 000 Kinder in Armeen
Sie erinnerte daran, dass derzeit in 30 Ländern Bürgerkriege oder bewaffnete Auseinandersetzungen mit den Nachbarn geführt werden. Weltweit sind daraus folgend rund 20 Millionen Menschen auf der Flucht, die Hälfte sind Kinder. \“Rund 250 000 Kinder werden in Armeen gequält\“, sagte Sacher.
Dabei seien Kindersoldaten an sich kein neues Phänomen. Schon im 30-jährigen Krieg habe es sogenannte \“Trommelbuben\“, die den Marschtakt vorgaben, gegeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Einberufungsalter auf 15 Jahre abgesenkt. Heute gibt es laut Sacher in Deutschland durchaus Soldaten unter 18 Jahren. \“Wir müssen uns weltweit dafür einsetzen, dass Menschen unter 18 Jahren nicht zu den Waffen gerufen werden\“, sagte Sacher.