Luftverkehr: CDU, SPD und Grüne sehen keinen Bedarf für einen „Airport“ im Norden
Von unseren Redaktionsmitgliedern Stephan Wolf und Uwe Rauschelbach – Mannheimer Morgen, 25.02.2012
Die Forderung der Geschäftsführer der Flughäfen in der Metropolregion für den Neubau eines Airports im Mannheimer Norden ist in der Mannheimer Kommunalpolitik auf breite Ablehnung gestoßen. „Mit uns ist das nicht zu machen“, reagierte gestern SPD-Stadtrat Boris Weirauch auf den Vorstoß der Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze. Stattdessen wollen die Sozialdemokraten den Flugplatz Neuostheim für die Zukunft sichern. „Wir wissen, dass es schwer wird, wieder eine Fluggesellschaft auf den City Airport zu bekommen“, so Weirauch, „aber das muss unser Ziel bleiben“.
Genauso wenig wie die SPD wollen die Christdemokraten den Flugplatz in Neuostheim aufgeben. „Mannheim braucht ein Angebot für die Firmen, die von hier aus fliegen müssen“, so CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen. Er sieht die Stadt in der Pflicht, hier ein entsprechendes Infrastrukturangebot vorzuhalten. „Speyer wird nicht alles auffangen können.“
„Letztes Aufbäumen“
Südmersen erinnert daran, dass bis vor zwölf Jahren auch keine Linienflieger Mannheim angesteuert hätten. Jetzt müsse sich aber zunächst die Metropolregion darüber klar werden, wie groß der Bedarf für einen Flugplatz überhaupt ist. Den Mannheimer Norden sieht Südmersen jedenfalls nicht als geeigneten Standort an. Deutliche Ablehnung kommt auch von den Grünen. Stadtrat und Landtagsabgeordneter Wolfgang Raufelder nannte den Vorstoß der Flugplatzgeschäftsführer ein „tragisches, letztes Aufbäumen“. Die Kosten würden 250 Millionen Euro sicher weit übersteigen. Die Landesregierung werde einen solchen Neubau nicht unterstützen. Außerdem bezweifeln die Grünen, dass es überhaupt Bedarf für einen solchen Airport in der Metropolregion gibt, da in Frankfurt, Stuttgart und Baden-Baden genügend Alternativen vorhanden seien. Es sei realitätsfern, einen solchen Flugplatz in einem Landschaftsschutzgebiet zu planen, so Raufelder. FDP-Fraktionschef Volker Beisel fordert hingegen keine Denkverbote in dieser Debatte. „Coleman und der Sandtorfer Bruch sind naheliegende Standorte“, so der Liberale. Neuostheim habe keine große Zukunft, da die Landebahn dort nicht verlängert werden könne. „Aber es ist unbestritten, dass wir in der Metropolregion ein Flugplatz brauchen“, ist sich Beisel sicher. Firmen könnten nicht so schnell auf Stuttgart und Frankfurt ausweichen.
Der zuständige Bürgermeister Michael Grötsch (CDU) will sein Augenmerk auch auf die Stärkung des City Airports richten. „Wir machen hier weiterhin ein wichtiges Angebot an die Firmen der Region“, so Grötsch. Umso mehr ärgert es ihn, dass sich die grün-rote Landesregierung hier verweigere. „Das Land ist Mitgesellschafter und muss seiner Verantwortung für den Erfolg des Flugplatzes gerecht werden“, so Grötsch. Verkehrsminister Winfried Hermann trete die Interessen des Flugplatzes mit Füßen, so Grötsch. Der Verkehrsminister hatte der Stadt die Schließung nahegelegt.
In Lampertheim hat das Veto des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann zum Neubau eines Regionalflughafens dagegen keineswegs für Beruhigung gesorgt. Der parteipolitisch unabhängige Bürgermeister Erich Maier sieht im Rückzug der Fluggesellschaft Cirrus Air einen möglichen Anlass, dass die Diskussion über ein solches Projekt wieder aufflammen könnte.
Die beiden großen Parteien im Lampertheimer Stadtparlament, SPD und CDU, haben ihre gegnerische Haltung zu einem Regionalflughafen im Süden der Stadt kundgetan. Die Junge Union Ried veranstaltet kommende Woche eine Podiumsdiskussion mit Gegnern und Befürwortern. Vertreter des Vereins Zukunft Luftverkehr in der Metropolregion (ZLM) Rhein-Neckar und der Blumenauer Bürgerinitiative „Kein Flughafen im Mannheimer Norden“ nehmen daran teil.