Konversion: Eklat im Bezirksbeirat Vogelstang / FDP distanziert sich von Plänen für einen See in der Feudenheimer Au
Mannheimer Morgen, 30.07.2012 – Von unseren Redaktionsmitgliedern D. Jansch und T. Langscheid
Die Debatte um die Umwandlung der freiwerdenden amerikanischen Kasernen (Konversion) läuft zur Sommerpause zusehends aus dem Ruder. So kam es nach widersprüchlichen Aussagen der städtischen Konversionsgesellschaft MWSP zum Thema Turley-Kaserne (wir berichteten) jetzt im Bezirksbeirat Vogel-stang zum Eklat um das unentschuldigte Fernbleiben der städtischen Konversionsstelle.
Zugleich distanziert sich nach CDU und Grünen nun auch die FDP von den Vorstellungen der Stadtverwaltung, im geplanten Bundesgartenschau-Grünzug einen rund 11 Hektar großen, künstlichen See im Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au anzulegen: „Wir wollen nichts Natürliches für etwas Künstliches zerstören“, erklärte Fraktionschef Volker Beisel.
Das Thema Taylor-Kasernen und Benjamin-Franklin-Wohnsiedlung stand ganz oben auf der Tagesordnung der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung Vogelstang. Eine von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Baudezernent Lothar Quast unterschriebene Stellungnahme lag zwar vor, doch der von Verwaltungsseite als Experte angekündigte Konversionsbeauftragte Konrad Hummel blieb der Sitzung unentschuldigt fern. „Ich war in längere komplizierte Investorengespräche in unseren laufenden Turley-Verhandlungen gebunden“, erklärte Hummel auf „MM“-Anfrage.
„Das ist keine Bürgernähe!“
Ein persönliches Erscheinen bei der Sitzung hielt er mit Hinweis auf die vorliegende schriftliche Stellungnahme offenbar nicht für nötig. Eine Woche zuvor habe er bei einem Vororttermin mit Bezirksbeiräten und Vertretern der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) den Stand erläutert. „Ich entnahm den Worten von Herrn Heinrich (Sprecher der SPD im Bezirksbeirat, Anm. der Redaktion), dass da keine brennenden neuen Fragen auftauchen.“
Doch statt der künftigen Nutzung der Kaserne kochte ein ganz anderes Thema hoch. SPD-Sprecher Gunter U. Heinrich griff die im „Mannheimer Morgen“ veröffentlichte Skizze zu einem möglichen See in der Feudenheimer Au auf. Aus Vogelstängler Sicht besonders pikant in diesem Planentwurf ist der Vorschlag einer Randbebauung auf dem Grünstreifen zwischen Wetterwarte und Salzwedeler Weg an der Grenze zu Wallstadt-Nord. „Das ist keine Bürgernähe“, fühlt Heinrich sich von solchen Planspielen übergangen. So etwas trage nur zur Verunsicherung der Bürger bei, die zum Teil schon seit 40 Jahren auf der Vogelstang wohnten: „So lassen wir nicht mit uns umgehen!“
Stadtrat Reinhold Götz (SPD), selbst Mitglied des Konversionsausschusses, versicherte: „Niemand von uns hat jemals von Bebauung in der Au geredet, da gibt es keinen einzigen Plan“. Sein Stadtratskollege Peter Pfanz-Sponagel (CDU), der die Sitzung leitete, pflichtete ihm bei: „Über solche Pläne ist im Ausschuss kein einziger Satz gesagt worden.“ Stadtrat Roland Weiß (parteilos) relativierte: „Wahr ist: Es gab Überlegungen.“ Stadtrat Raymond Fojkar (Grüne) fügte an, er empfinde die öffentliche Debatte als ein Stück gelebter Demokratie.
Wie berichtet, hatte der von der Stadt beauftragte Koblenzer Gutachter Ulrich Krath im bislang geheim tagenden Konversionsausschuss des Gemeinderats dargelegt, dass für den Au-See und den zugehörigen Wasserzulauf rund 1,5 Millionen Kubikmeter Erdreich abgetragen werden müssten. Das Erdreich könne dann zur „Modellierung“ der für eine Wohnbebauung vorgesehenen Bereiche verwendet werden. Auf „MM“-Nachfrage erklärte Krath, er dürfe „nach Rücksprache mit seinem Auftraggeber“ zu den Details seiner Untersuchung keine Auskunft geben. Dem See-Vorschlag sei aber eine „umfassende Raumwiderstandsanalyse“ vorausgegangen. In der entsprechenden nichtöffentlichen Vorlage des Konversionsausschusses sind mehrere Neubau-Bereiche mit Flächenangaben und der jeweiligen Breite des geplanten Grünzugs dargestellt, die an der schmalsten Stelle 398 Meter betragen würde.
Die FDP machte zum Thema Bundesgartenschau außerdem deutlich, dass sie für 2023 eine Verbindung des Feudenheimer Grünzugs zum Luisenpark, einem der Schauplätze der Bundesgartenschau 1975, favorisiert. Dies solle Vorrang vor anderen Großprojekten haben, unterstrich die liberale Konversionsexpertin Dr. Elke Wormer.