Bildung: Das Internationale Institut für Berufsbildung schließt nächste Woche / 50 Jahre lang Menschen aus Entwicklungsländern geschult / Land weist Kritik zurück
Von unserem Redaktionsmitglied Heiko Brohm / © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 19.12.2012
Kein Wunder, dass die Stimmung schlecht ist. „Das Internationale Institut für Berufsbildung wird laut Kabinettsbeschluss zum Jahresende geschlossen“, sagt eine Mitarbeiterin am Telefon. Tatsächlich ist das der Stand der Dinge: Die Fortbildungseinrichtung fällt dem Sparkurs der Landesregierung zum Opfer. Das Land geht davon aus, durch die Schließung des Internationalen Instituts für Berufsbildung (IfB) pro Jahr etwa 1,2 Millionen Euro einzusparen. Das IfB gehört zum Kultusministerium von Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer.
Das IfB besteht seit 50 Jahren, Aufgabe ist es, Fachkräfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern fortzubilden. Und zwar in einem speziellen Bereich: Es geht um Kraftfahrzeugtechnik. Über 5000 Menschen, etwa Berufsschullehrer und andere Multiplikatoren, hätten an den Kursen teilgenommen, heißt es im Institut. Die Besucher bekamen jeweils für den Zeitraum der Kursteilnahme eine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland. Danach sollten sie das neugelernte Wissen mit in ihre Heimatländer nehmen.
Die Landeseinrichtung sollte so der Entwicklungszusammenarbeit dienen und Etwicklungsländern helfen, in der Fanhrzeugtechnik den Anschluss an die Industrieländer zu schaffen. Doch damit ist nun Schluss. Und diese Entscheidung stößt nicht überall auf Verständnis. „Es existieren hier Millionenwerte, die nun praktisch verschrottet werden sollen“, sagt Gudrun Schreiber, Vorsitzende des Förderkreises des IfB. „Diese Verschwendung von Steuermitteln empört uns Mitglieder des Förderkreises des Instituts, die wir uns viele Jahre für seine Belange einsetzten.“
Schreiber beklagt, dass der Schließungsbeschluss viel zu kurzfristig erfolgt sei, um mit den Geräten aus den Werkstätten noch etwas Sinnvolles anfangen zu können. Zudem habe das Institut so abgeschlossene Verträge nicht einhalten können. Und auch die Mannheimer FDP-Bundestagsabgeordnete Birgit Reinemund kritisiert die Schließung: „Das Ministerium beruft sich in seiner Schließungsentscheidung auf veraltete Zahlen und hat auch die inhaltliche Neuausrichtung des Institutes einfach nicht sehen wollen“. Sie fordert, dass die Schließung des IfB keine negativen Folgen für den Mannheimer Standort der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben dürfe.
Den Vorwurf der Verschwendung lässt das Kultusministerium nicht gelten. Die Ausstattung der Werkstätten gehe an andere Landesbehörden, die Duale Hochschule und an Berufsschulen. Gespräche hierzu hätten bereits stattgefunden. Die Gründe für die Schließung des IfB habe zudem Ministerin Warminski-Leitheußer bereits in einer Antwort auf eine Anfrage im Landtag erklärt. Demnach sei die Schwerpunktsetzung des Instituts nicht mehr zukunftsfähig.