Kultusministerin: Wie Mannheim auf den Rücktritt reagiert
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 08.01.2013 / Von unserem Redaktionsmitglied Fabian Busch
Es hatten sich einige verwundert die Augen gerieben, damals im April 2011. Bevor die damalige Mannheimer Bildungsbürgermeisterin Gabriele Warminski-Leitheußer ins Kultusministerium wechselte, hatte sie sich aus Sicht vieler als Dezernentin nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie könne gut mit den Leuten umgehen, habe aber viel zu wenig umgesetzt – so lautete seinerzeit kurzgefasst die Kritik. So umstritten die SPD-Politikerin schon in ihrer Mannheimer Zeit war, so gemischt fielen gestern in der Quadratestadt auch die Reaktionen auf ihren Rücktritt als Ministerin aus.
„Es war eine Riesenaufgabe“, sagt der Mannheimer SPD-Vorsitzende Wolfgang Katzmarek. Schließlich habe die Unzufriedenheit mit der schwarz-gelben Bildungspolitik mit zum Regierungswechsel beigetragen. „Meiner Meinung nach hat sie diese Ausgabe gut bewältigt“, so Katzmarek, „ich habe nie zu ihren Kritikern gehört, ich habe sie immer unterstützt.“ Die SPD-Landtagsabgeordnete Helen Heberer richtet ihren Blick nach vorn: „Dieses Amt erfordert immer den vollen Einsatz. Da muss man Kraft und Zeit investieren. Ich bin sicher, dass mit einer Neubesetzung des Ministerpostens die Reformvorhaben der Landesregierung kraftvoll umgesetzt werden.“
Vorschusslorbeeren für den Nachfolger gibt es vom Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei. Der Mannheimer war selbst für den ebenfalls freiwerdenden Posten des Staatssekretärs im Kultusministerium im Gespräch. Er sei nicht enttäuscht, dass es damit nichts wird, sagt er am Montag. Im neuen Minister Andreas Stoch sieht er „einen der fähigsten Kopf der Fraktion“.
„Verlieren Mannheimer Stimme“
Doch es bleibt dabei: Die zweitgrößte Stadt des Landes wird mit dem Rücktritt der Ministerin nicht mehr in der Landesregierung vertreten sein. „Wir bedauern, dass wir eine Mannheimer Stimme auf der Ministerbank verlieren“, teilt Oberbürgermeister Peter Kurz mit, der die Genossin einst nach Mannheim geholt hatte. „Wir gehen davon aus, dass ihr Nachfolger die großen bildungspolitischen Herausforderungen unserer Stadt ebenso im Blick hat“, so Kurz.
Und in den Schulen? Dort reagiert man eher pragmatisch. „Da wird sich nicht viel ändern, wir müssen hier unsere Arbeit machen“, meint etwa Karl-Heinz Ziegler, Rektor der Konrad-Duden-Realschule und geschäftsführender Schulleiter der Real- und Werkrealschulen: „Die grün-rote Bildungspolitik wird jetzt sicher die gleiche bleiben, aber vielleicht wird sie jetzt besser kommuniziert.“ Dr. Ingo Leichert, geschäftsführender Schulleiter der Gymnasien, äußert die Hoffnung, dass in Zukunft öfter „klare Linien“ zur Umsetzung von Beschlüssen aus dem Ministerium kommen.
Der politische Gegner sieht sich in seiner heftigen Kritik an der Ministerin bestätigt. Man sei „erleichtert“ über diesen Rücktritt, teilt die Junge Union mit. CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen sagt, dies sei die „logische Konsequenz aus dem Bildungschaos, das die Ministerin angerichtet hat“. Und die FDP mahnt, es dürfe nicht nur beim Wechsel der Köpfe bleiben.
Doch Warminski-Leitheußer hatte in Mannheim auch entschiedene Anhänger. Matthias Mackert, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Mannheimer Schulen, nennt ihren Rücktritt „tragisch“. Gerade bei Elternvertretern war „GWL“, so die Abkürzung ihres langen Namens, beliebt. Weil sie anders agierte, als es ihr später als Ministerin immer vorgeworfen wurde. Die Eltern fühlten sich von ihr besser wahrgenommen als vor und nach ihrer Bürgermeister-Amtszeit. „Sie war immer offen und transparent“, erklärt Mackert, „und sie hat die Leute einbezogen“.