Schwetzingerstadt/Oststadt: Mobiles Angebot für Jugendliche startet, eine feste Bleibe ist aber noch nicht in Sicht – Bezirksbeirat nur mäßig begeistert
Von unserem Redaktionsmitglied Anke Philipp / © Mannheimer Morgen, Freitag, 14.06.2013
Immerhin: Zumindest die mobile Jugendarbeit in der Schwetzingerstadt bekommt mit Nadine Schantz jetzt ein Gesicht. Damit sei auf dem Weg zum Jugendtreff „der erste Pflock eingerammt“, sagte Mathias Meder, Leiter der Sitzung des Bezirksbeirates Schwetzingerstadt/Oststadt. Er fügte aber auch hinzu: „Ich bin sicher, das Thema wird uns noch lange beschäftigen“. Denn: Ein fester Standort ist immer noch nicht in Sicht – trotz eifriger Bemühungen.
„Bedarf ist da“
Dazu wächst die Skepsis bei CDU und FDP, ob eine solche Einrichtung angesichts anderer Probleme mit maroden Straßen und Schulen im Stadtteil überhaupt noch nötig sei. Doch: „es gibt einen Bedarf, viele Jugendliche vermissen ein solches Angebot“, sagte Klemens Hotz, Leiter des Fachbereichs Jugendförderung bei der Stadt. Es sei wichtig, dass die Arbeit jetzt beginne.
Über zehn Jahre haben Politiker von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit den Bürgern und Vereinen vor Ort bis dato vergebens um eine solche Einrichtung für zehn- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche gekämpft. 2011 war eigens ein Förderverein für einen Jugendtreff gegründet worden. Im Doppelhaushalt der Stadt hatte der Gemeinderat schließlich für 2014 und 2015 Finanzmittel von jeweils 200 000 Euro bewilligt, sowie weitere 50 000 Euro für die Planung der Einrichtung.
Bis zur Fertigstellung soll es nun zunächst eine mobile Lösung geben: Nadine Schantz, die nach längerer Suche ausgewählt wurde und noch im Jugendtreff Wallstadt Restarbeiten erledigen muss, schlägt dazu ihr Domizil erst einmal an zwei Wochentagen in der Pestalozzischule auf. Danach will sie mit einer Dreiviertel-Personalstelle ein offenes Freizeitangebot gemeinsam mit den Jugendlichen und anderen Akteuren im Stadtteil entwickeln: „Dazu brauche ich die Mithilfe aller“, warb sie bei der Sitzung im Trafohaus, zu der lediglich ein Dutzend Bewohner erschienen waren, um Unterstützung. Geplant ist bereits eine Beteiligung der Jugendlichen beim Stadtteilfest, der Einsatz des Spielmobils und ein Sommerferienprogramm in Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus Herzogenried. Angebote sollen danach an unterschiedlichen Plätzen im Stadtteil erfolgen, die erst noch gesucht werden müssen. Nadine Schantz wird vom Team des Jugendhauses Herzogenried unterstützt. Das sei nötig und habe sich bewährt, so Hotz.
Große Probleme bereitet der Stadt indes die Standortsuche für den eigentlichen Jugendtreff. Ein Dutzend Räumlichkeiten wurden untersucht, die Unterbringung rechtlich geprüft, am Ende alles wieder verworfen, berichtete Hotz. Zwar favorisiert die Stadt noch immer die Einrichtung eines Jugendtreffs im Nebengebäude des Wespinstifts. Doch dort ist das Staatliche Kolleg, eine Tagesschule des Landes mit 80 Schülern, untergebracht, für das erst neue Räumlichkeiten im Stadtteil gefunden werden müssen. Für 400 Quadratmeter zahlt das Land 2400 Euro an die Stadt. Eine Option: ein Umbau der 2007 sanierten KFG-Villa für das Kolleg. Dies würde 300 000 Euro verschlingen, „ausgeschlossen“, so Hotz.
Auch andere Standorte in der Seckenheimer Straße, leerstehende Ladenlokale oder Geschäftsräume, kämen wohl nicht infrage: „Wir können zurzeit keine Lösung anbieten. Wir haben es mit einem Bündel von baurechtlichen und finanziellen Problemen zu tun“, bedauerte Klemens Hotz, dass eine schnelle Umsetzung im Moment nicht in Sicht ist. Die vergebliche Suche zeige, welche Schwierigkeiten in einer dichten Bebauung vorhanden seien. Man werde sich aber weiter um Lösungen bemühen. Vor allem die SPD hatte zuletzt auf eine zügige Realisierung gedrängt. Denn nach Einschätzung des Jugendamts und unter Berücksichtigung demografischer Daten gehört der Stadtteil Schwetzingerstadt nun mal zu den Stadtteilen, in denen ein Bedarf für ein entsprechendes Angebot besteht. Und auf das warten die Bewohner seit über zehn Jahren.