Wahlkampf: DGB lädt zum „Wahlopoly“ / FDP-Bundestagsabgeordnete schlägt sich tapfer
Von unserem Redaktionsmitglied Martin Tröster / © Mannheimer Morgen, Dienstag, 25.06.2013
Mal was anderes sollte her. Nicht das übliche Rede-Gegenrede-Spiel im Wahlkampf, mit etwas Neuem wollte man Mannheims Berlin-Vertretern im Gewerkschaftshaus in der Hans-Böckler-Straße auf den Zahn fühlen. Aus diesem Grund entschied sich die Region Nordbaden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für ein Spiel namens „Wahlopoly“. Und das ging so: Die Mannheimer Bundestagsabgeordneten mussten einen Riesenwürfel schwingen, um Felder auf einem Spieleteppich zurückzulegen. Der Teppich war angelehnt an das Spiel Monopoly, jedoch gab es statt Straßenfeldern Themenbereiche, zu denen Moderator Einhart Klucke den Kandidaten Fragen stellte – beispielsweise zur Finanz- oder zur Pflegepolitik. Die Antworten durften maximal drei Minuten dauern. Gegenreden, dem Anderen ins Wort zu fallen, das war, um einen anderen Spieleklassiker zu bemühen, tabu. Gekommen waren die Mannheimer Bundestagsabgeordneten Stefan Rebmann (SPD), Dr. Gerhard Schick (Grüne), Michael Schlecht (Linke) – und Dr. Birgit Reinemund (FDP).
Das kann man schon als mutig bezeichnen, könnte man doch sagen, dass sich Reinemund als FDP-Politikerin in die Höhle des gewerkschaftlich organisierten Löwen begeben hatte. Dagegen hatte das etwa 40-köpfige Publikum im – wetterbedingt – aufgeheizten Otto-Brenner-Saal wohl das Gefühl, eine Löwin in der Höhle zu haben: Wann immer sich Reinemund den Würfel schnappte, wurde es mucksmäuschenstill. Wann immer sie geredet hatte, mit Applaus konnte sie nicht rechnen. „Ich wusste, dass die anderen drei Kandidaten dem DGB näher standen als ich, aber solange das alles auf sachlicher Ebene abläuft, kann ich damit gut leben. Und das war hier der Fall“, sagte Reinemund im Anschluss.
Kritik an der Bundesregierung
Rebmann und Schlecht hatten es im Gewerkschaftshaus als SPD- und Linke-Politiker natürlich einfacher, entsprechend besser kamen ihre Kurzreden an. Michael Schlecht hatte es vielleicht am allereinfachsten: Er konnte nicht nur auf die Regierungspolitik der FDP, sondern auch auf die der SPD und der Grünen eindreschen und die spürbare Wut des Publikums für sich ausnutzen – allen voran den Zorn auf den „Sozialabbau“ unter der schwarz-gelben Regierung, aber auch die immer noch tief sitzende und im Saal stark spürbare Enttäuschung über die Agenda 2010 der rot-grünen Vorgängerregierung.
Dennoch: Der Grünen-Abgeordnete Gerhard Schick dürfte den politischen Spieleabend für sich entschieden haben. Er war rednerisch in der besten Form und schaffte es fast immer, den Applaus auf sich zu ziehen – selbst als er teilweise andere Schwerpunkte als der DGB vertrat. Das wurde zum Beispiel bei einer Frage zur Anti-Stress-Kampagne deutlich, mit der der DGB Richtlinien zum Arbeitsschutz fordert. Schick redete lieber von Prävention und „einem wichtigen Thema“, weniger von Richtlinien – aber eben so geschickt, dass man ihm die Abweichung nicht krummnahm.