FDP: Liberale nominieren ihre Kandidaten für die Kommunalwahl am 25. Mai / Sportkreisvorsitzender will in den Gemeinderat
Von Martin Tangl
Rätselraten vor der FDP-Nominierungsrunde zur Kommunalwahl: Mannheims Sportkreisvorsitzender Michael Scheidel sitzt am Dienstagabend als „noch nicht FDP-Parteimitglied“, wie er dem „MM“ sagt, ganz hinten im Saal des Delta-Park-Hotels. Der 54-Jährige bewirbt sich auf der Liste der Liberalen für den Gemeinderat – und wird später mit 23 zu acht Stimmen auf Platz fünf gewählt. Platz eins für den Wahltermin am 25. Mai nimmt, wie erwartet, Fraktionschef Volker Beisel (37) ein.
Vermisst im Kreis der Liberalen wird an diesem Abend die langjährige Stadträtin Dr. Elke Wormer. „Sie kandidiert nicht mehr“, bedauert Beisel, aber nach 25 Jahren im Gemeinderat wolle sich Elke Wormer „jetzt mehr ihrem Privatleben widmen“. An Weihnachten sei die 66-jährige Patentanwältin Großmutter geworden.
Streitthema Bundesgartenschau
Neben dem Abschied der verdienten Stadträtin sorgt die Bewerbung von Michael Scheidel für Überraschung bei der FDP. „Er hat unsere liberale Grundüberzeugung“, begründet Kreisvorsitzender Florian Kußmann (39) auf kritische Nachfragen seiner Parteifreunde die Kandidatur. Der Neuling und bislang „sachkundige Einwohner“ im Sportausschuss des Gemeinderates stellt auch gleich klar: „Nicht verwandt oder verschwägert mit Bauunternehmer Heinz Scheidel.“
Dass der Parteilose mit seinem klaren Bekenntnis für eine Bundesgartenschau bei seinen künftigen FDP-Kollegen im Gemeinderat anecken könnte, sieht Kußmann nicht als Problem. Nach dem positiven Bürgerentscheid zur Buga werde man genau auf die Planungen achten – und dass der Kostenrahmen für 2023 auch eingehalten werde.
Volker Beisel hatte bei seiner Vorstellung noch einmal auf sein „klares Nein zur Buga“ hingewiesen. „Nicht alles, was wünschenswert ist, kann auch bezahlt werden“, betont der Fraktionsvorsitzende. Mannheim brauche saubere, sichere Grünflächen und Kinderspielplätze in lebendigen Stadtteilen, keine Bundesgartenschau. Und er kritisiert, dass Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) viel von Kreativwirtschaft rede, Handwerk und Mittelstand aber oft vergesse. Beisel: „Kreativ ist vielleicht die Finanzpolitik des OB?“ Der Fraktionschef erhält 31 Stimmen der 34 FDP-Mitglieder im Saal.
Auf Platz zwei der FDP-Liste wird Dr. Birgit Reinemund (54) gewählt. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und amtierende Stadträtin erhält 26 Stimmen. „Der Gemeinderat braucht ein liberales Gewicht gegen Rot-Grün und den Kuschelkurs der CDU mit dem Oberbürgermeister“, sagt sie. Ihre Ratskollegin Birgit Sandner-Schmitt (43) geht auf Platz drei ins Rennen um das Mandat der Bürger am 25. Mai. 33 Mitglieder geben der 39-Jährigen ihre Stimme. Sie sieht ihren Schwerpunkt in der Kommunalpolitik weiterhin bei Bildung und Gesundheit. Der Ausbau der Schulkindbetreuung, Eltern-Kind-Zentren in benachteiligten Stadtteilen sowie interkulturelle Bildung nennt sie als Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit als Stadträtin.
Ihren Kreisvorsitzenden Florian Kußmann setzen die Liberalen mit 23 Stimmen auf Platz vier ihrer Liste. Ihm liege die Kultur am Herzen, dazu eine stärkere Vernetzung mit Bildung, besonders aber eine größere Anerkennung der privaten, freien Kulturszene, betont er.
Und Kußmann formuliert das Wahlziel der FDP. Vier plus X, die aktuell vier Sitze im Gemeinderat sollten ausgebaut werden. Trotz der schmerzlichen Niederlage bei der Bundestagswahl sei die Partei – sie zählt derzeit in Mannheim rund 190 Mitglieder – auf einem guten Weg, sich von dieser Schlappe zu erholen.
Mannheimer Morgen, 23.01.2014